Synergien zweier Länder

6.4. – 29.9.2019 | Museum Frieder Burda

Was passieren kann, wenn sich zwei herausragende Sammlungen zusammentun? Man bekommt – wenigstens für die Dauer eines knappen halben Jahres – wahre Schmankerl der europäischen Kunstgeschichte auf dem Silbertablett serviert. Nicht genug, dass die Sammlung Frieder Burda allein bereits einige wesentliche Highlights wie Werke von Gerhard Richter, Georg Baselitz oder Sigmar Polke zu bieten hat. Ihnen werden in der Ausstellung „Ensemble“ – was im Übrigen auch Gesamtheit oder Team bedeuteten kann und sich mit „zusammen“ oder „miteinander“ übersetzen lässt – Arbeiten aus dem Centre Pompidou von Pablo Picasso, Pierre Bonnard oder Marc Chagall zur Seite gestellt. Darunter etwa das Originalgemälde „Le Dimanche“ (1952–1954) von Chagall, das als elementares Nachkriegswerk auch als Vorlage für eine Vielzahl an folgenden wie gleichnamigen Lithografien diente und so zu dessen Popularität beitrug.

Auch die Tatsache, dass sich das Museum Frieder Burda Baden Baden einen französischen Ausstellungspartner ins Haus holt, ergibt durchaus Sinn, widmete sich Frieder Burda doch Mitte der 1980er Jahre neben der Führung des Familienunternehmens vermehrt der Kunst und pflegte einen steten Kontakt zur Kultur- und Kunstszene Frankreichs. Der Fokus der privaten Sammlung Frieder Burda liegt auf Werken, in denen man eine Reflexion mit Farbe, Ausdruck oder Emotionen findet. Vor allem sind es daher deutsche und französische Expressionisten und Maler des 20. Jahrhunderts, welche die sehr konzentrische Sammlung, die mehr auf Qualität denn auf Quantität setzt, miteinander vereint.

Expressionisten, Kubisten und Vertreter der Moderne entfalten in der von Brigitte Leal, der stellvertretenden Direktorin im Centre Pompidou, kuratierten Schau gemeinsam ihre künstlerische Wucht, die sich in einer komplexen Auseinandersetzung mit französischen wie deutschen Positionen manifestiert. Neben den gezeigten Gemälden und Skulpturen offenbart sich die Zusammengehörigkeit der deutschen und der französischen Kunstszene auch durch die ausgestellten Arbeiten aus dem fotografischen Sektor: Paris ist der avantgardistische Schmelztiegel der Fotoszene zwischen den Weltkriegen – das Zentrum einer Neuen Fotografie, in dem sich Immigranten aus Deutschland, Ungarn, den Niederlanden und dem restlichen Europa vereinen und auch das Geschlecht bei der Berufswahl des Fotografen keine Rolle zu spielen schien. Fotografinnen wie Germaine Krull, Marianne Breslauer, Florence Henri oder Ilse Bing tragen ebenso zur fotografischen Elite jener Zeit bei wie Erwin Blumenfeld oder René Zuber. Um den Bogen des fotografischen Ausstellungsteiles, der vom ebenfalls am Centre Pompidou tätigen Florian Ebner betreut wurde, wieder zu schließen, wurde Andreas Gurskys monumentale Aufnahme Paris von 2003 gewählt.

Das Museum Frieder Burda feiert mit dieser hochkarätigen Ausstellung, in der rund 100 Werke aus der Pariser und der Baden-Württembergischen Sammlung zusammentreffen, neben der Beziehung zu Frankreich zugleich auch sein 15-jähriges Bestehen.

 

Ensemble. Centre Pompidou – Museum Frieder Burda
6.4. – 29.9.2019
Museum Frieder Burda
Lichtentaler Allee 8 b
D-76530 Baden-Baden
Tel.: +49-7221-398980
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 14 €, erm. 11 €
www.museum-frieder-burda.de

Text: Paula Wunderlich
Bild: Museum Frieder Burda
Erstveröffentlichung in kunst:art 67