Schlangenfrau und Künstler

30.3. – 13.10.2019 | Weserburg | Museum für moderne Kunst

Überspitzt möchte man sagen, dass das Museum zum Zoo und der Künstler zum bestaunten „Exoten“ wird. So sehr der performative Charakter der Ausstellung auch betont wird, es bleibt doch ein schaler Beigeschmack. Gaffende Museumsbesucher vor „Füttern verboten!“-Schildern? Doch der Reihe nach:

Erik Steinbrecher (* 1963) ist ein Schweizer Künstler und Architekt, zudem Teilnehmer der documenta X (1997). In der Weserburg in Bremen wird der in Berlin lebende Künstler für sechs Monate zum Inventar des Hauses. Er bezieht dort ein öffentlich zugängliches Studio und wird darin für die Dauer der Ausstellung arbeiten und leben. Teil der Ausstellung ist also nicht – wie sonst üblich – nur das Werk des Künstlers, sondern auch er selbst und seine Tätigkeit. Zusätzlich zu der Studio-Situation werden auch Arbeiten von Erik Steinbrecher aus verschiedenen Schaffensperioden, quasi Referenzen seiner Arbeit, gezeigt.

Kommen wir zum Ausgang des Textes zurück: Das Besondere an der Ausstellung ist, dass der Künstler selbst Teil der Ausstellung ist. Aber warum? Ist das für die künstlerische Arbeit wichtig? Kann durch die Interaktion der Besucher mit dem Künstler das Kunstwerk verändert werden? Oder ist es einfach nur ein „Gag“? Denn in letzterem Falle täte sich damit nicht nur Steinbrecher keinen Gefallen, ja, der Kunst selbst würde das nicht gerecht. Entfernt erinnert das an Kuriositätenkabinette der Zirkusse vor mehr als hundert Jahren: Besichtigen Sie die Schlangenfrau, den Barbaren aus Afrika und den Künstler aus der Schweiz …

Erik Steinbrecher. Zur Kasse bitte
30.3. – 13.10.2019
Weserburg | Museum für moderne Kunst
Teerhof 20
D-28199 Bremen
Tel.: +49-421-598390
Di – So 11 – 18 Uhr, Do 11 – 20 Uhr
Eintritt: 9 €, erm. 5 €
www.weserburg.de

Text: Christian Corvin
Bild: Weserburg Museum für moderne Kunst
Erstveröffentlichung in kunst:art 66