Allzu lange hat es nicht allzu viele Menschen gestört, dass Frauen ebenso wie in Unternehmen auch in Kunst und Kultur, in Museen, Galerien, Verlagen unterrepräsentiert waren. Das scheint sich im Zuge der Me-too-Debatte langsam zu ändern. Überaus verdienstvoll ist daher die Ausstellung „Starke Stücke“ der Stadtgalerie Saarbrücken. Sie umfasst ausschließlich Arbeiten von Künstlerinnen aus aller Welt wie Tracey Moffat, Cecilia Vicuña oder Ana Gallardo und beleuchtet das Thema Diversität unter unterschiedlichen Aspekten. Darüber hinaus ist die Schau auch ein schönes Beispiel für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Frankreich, denn alle Arbeiten stammen aus der Sammlung FRAC Lorraine.
Dazu zählt das fast schon ikonische Video „Rhythm“ von Marina Abramovic, die es mit eisernem Willen und radikalem Körpereinsatz geschafft hat, sich in der Kunstszene durchzusetzen. 1993 wiederholte sie eine Performance von 1973, bei der sie mit hoher Geschwindigkeit und großer Wucht ein Messer zwischen ihre Finger in eine Holzplatte sticht. Noch stärker unter die Haut geht ihr Video „Thomas Lips“, in dem Abramovic mit einer Rasierklinge einen Stern in ihren Bauch ritzt.
Auch wenn sie ohne Gewalt auskommen, wirken die Fotografien der spanischen Performance-Künstlerin Esther Ferrer, die sich 1977 nackt mit einem Maßband vermaß, kaum weniger beklemmend. Wie tief das männliche Überlegenheitsgefühl in den Kulturen verankert ist, zeigt die französische Künstlerin Annette Messager. Sie stickte 1974 frauenfeindliche Sprichwörter – ein starkes Stück im doppelten Wortsinn.
Starke Stücke. Künstlerinnen aus dem FRAC, Metz
7.6. – 8.9.2019
Stadtgalerie Saarbrücken
St. Johanner Markt 24
D-66111 Saarbrücken
Tel.: +49-681-9051842
Di – Fr 12 – 18 Uhr, Sa – So 11 – 18 Uhr
Eintritt frei
www.stadtgalerie.de
Text: Sabine Scheltwort
Bild: Stadtgalerie Saarbrücken
Erstveröffentlichung in kunst:art 67
