Zwischen zwei Kriegen

17.5. – 27.10.2019 | Ferdinandeum

Albin Egger-Lienz, Die Tochter des Künstlers Ila im Kinderbettchen, 1916 ( © Leopold Privatsammlung)

Das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zeigt mit Albin Egger-Lienz und Otto Dix zwei Maler, deren Kunst die gesellschaftliche Situation in Mitteleuropa zwischen den beiden Weltkriegen thematisiert. Die über 200 Exponate sind größtenteils Leihgaben aus dem In- und Ausland, einige Arbeiten wie etwa „Die Irrsinnige“ (1925) von Otto Dix sind erstmalig in Österreich zu sehen. Die umfangreiche Ausstellung, deren Vorbereitungszeit fünf Jahre betrug, zeigt Arbeiten, die in ihrer Wirkung damals wie heute als Mahnung gegen den Krieg zu verstehen sind.

Beide Künstler prägte der Krieg nachhaltig, obwohl ihre Erfahrungen ganz unterschiedlich waren: Albin Egger-Lienz dokumentierte das Kriegsgeschehen als Maler, während Otto Dix sich 1915 freiwillig zum Kriegsdienst meldete und als überzeugter Soldat an der Ost- und Westfront bis zum Schluss kämpfte. Otto Dix soll im Schützengraben bis zu 500 Skizzen angefertigt haben, von denen er später einige als Vorlage für seine Bilder verwendete. So verarbeitete er die erlebten Grausamkeiten des Krieges.

Trauer und Bedrückung machen einen Großteil der Werke des 1868 geborenen Tirolers Egger-Lienz aus, was nicht nur an den Motiven liegt, sondern auch an der Auswahl der wenigen gedeckten Farben. Das Bild „Finale“ (1918) zeigt zum Beispiel die Unmengen an Opfern, die enorme Zahl menschlicher Verluste, die der industrialisierte Krieg, verbunden mit dem erstmaligen Einsatz chemischer Waffen, hervorbrachte. Politisch sind die Arbeiten von Albin Egger-Lienz umstritten: Es gibt durchaus Stimmen, die seine Werke sowohl inhaltlich als auch stilistisch als Vorläufer der nationalsozialistischen Kunst sehen. Egger-Lienz starb 1926, seine Arbeiten zeugen von einem schonungslosen Realismus, sie sind wohl als Kritik am Krieg zu verstehen, gleichzeitig war er aber eher ein konservativer und patriotischer Zeitgenosse.

Otto Dix, dessen Bilder anders als die von Egger-Lienz farbenprächtig sind, beschäftigte sich unter anderem mit der Doppelmoral, in die viele Frauen nach 1918 gedrängt wurden. Aus finanzieller Not sahen viele verwitwete Mütter keinen anderen Ausweg, als durch Prostitution das Familieneinkommen zu sichern. Dix, der selbst aus kleinen Verhältnissen stammte, hatte bis 1933 einen Lehrstuhl an der Akademie für Bildende Künste in Dresden inne. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten musste er seine Position verlassen, auch erhielt er ein Ausstellungsverbot.

Die Ausstellung in Innsbruck widmet sich verschiedenen Phänomenen der damaligen Zeit, die in verschiedenen Bereichen thematisiert und untersucht werden. Ein wichtiges Thema ist zum Beispiel die gleichzeitige Faszination und Ablehnung von Krieg und Gewalt. Auch die Rolle der Frau wird unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet. Unter den zahlreichen Exponaten werden etliche Hauptwerke beider Künstler zu sehen sein. Ebenfalls ausgestellt wird ein intimes Tagebuch, das Dix 1925 mit biblischen Szenen für seine Stieftochter Hana angefertigt hat und das erst vor drei Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

Egger-Lienz und Otto Dix
Bilderwelten zwischen den Kriegen
17.5. – 27.10.2019
Ferdinandeum
Museumstr. 15

Text: Karin Gerwens
Bild: Ferdinandeum
Erstveröffentlichung in kunst:art 67