Archaische Erfrischung

24.8. – 22.9.2019 | Schul- und Bethaus Altlangsow

Penck erfindet die Reduktion als Abhilfe von der Überwältigung durch unbeherrschbaren Bedeutungsandrang komplex-realer Darstellungen in Wort und Bild. Das Strichmännchen ist dabei einerseits ein archaischer Laut, Schrei, mit dem sich ein Künstler-Mensch aus dem Moloch der aufdringlichen und schon eingedrungen Weltbilder seiner Gegenwart zu befreien und sich dem anderen verständlich zu machen sucht. Andererseits soll dieses Strichmännchen neben anderen entwickelten, freigelegten, entborgenen „Standards“ Bild und Gedanke direkt koppeln und so die Dechiffrierung visueller Phänomene anführen. Wahnhaft nun folgt die Systematisierung der reduzierten Bilder zur gezielten Mitteilung des Wahrgenommen an den Betrachter. Und ebenso folgt das Scheitern eben jener Systematisierung am Rezipienten wie am Künstler selbst – im Fluss der Zeit.

Penck also entwirft eine Gegensystematisierung, die sich gerade als Systematisierung nur scheiternd vollziehen kann. Ein Aufbruch gegen die Vereinnahmung von Kreativität zu ideologisch politischen Zwecken zeitigt sich in seinem Werk nicht allein als direkter Ausdruck, sondern vor allem auch als vorführende Bewegung. Pencks Strichmännchen sind bekannt. Ebenso sein Ausschluss aus der politisch bestimmten künstlerischen Szene der DDR und sein durchschlagender Erfolg im Westen. Weniger thematisiert findet sich der Umstand, dass Penck sich nicht etwa einer westdeutschen Kunstbewegung anschloss, sondern diese vielmehr an ihm – entwickelt wie er war – abglitt wie loses Packpapier.

Conzept für ein Ereignis: A. R. Penck
24.8. – 22.9.2019
Schul- und Bethaus Altlangsow
Altlangsow 11
D-15306 Seelow
Tel.: +49-3346-844343
Sa + So 13 – 16 Uhr
Eintritt: 2 €
www.kunst-im-schul-und-bethaus-altlangsow.de

Text: Jonathan Stern
Bild: Schul- und Bethaus Altlangsow
Erstveröffentlichung in kunst:art 68