Vor vier Jahren zeigte Katharina Hinsberg, Professorin an der HbK Saar, im Düsseldorfer K20 eine bemerkenswerte Ausstellung mit dem lakonischen Titel „Felder (Farben)“: 28 übereinander aufgeschichtete Seidenpapierblätter versah sie mit verschiedenen Farben. Die jeweilige andersfarbige Papierschicht ließ sich einzeln entnehmen, so dass der ursprünglich schwarzweiße labyrinthähnliche Raum urplötzlich farbig wurde und das Grundmuster veränderte. Jeder Besucher durfte einzelne Blätter sorgfältig herausnehmen, wie es seinem Farbempfinden entsprach.
Dies nur ein Aspekt des extrem facettenreichen Werks von Katharina Hinsberg, deren Arbeiten um zwei entscheidende Fragen kreisen: Was kann eine Linie? Und was ist ihre Substanz oder ihr Wesen? Weiter gefragt: Was passiert, wenn eine Linie mit einem Skalpell aus dem Blatt herausgeschnitten wird und vom Papier dann nur die Negativform übrigbleibt? Und wie ist es, eine Skizze zu machen, sie auszuschneiden und durch eine gekonnte Anwendung über ein Grundraster frei im Raum schweben zu lassen? Oder was passiert mit der Kontur, mit der Vorzeichnung und dem Raster – alles traditionelle Techniken der Zeichnung –, wenn ein ähnliches Procedere angewandt wird? Hinsberg nutzt diese verschiedenen Techniken, um sie in einen neuen Kontext zu überführen, beispielsweise dadurch, dass sie sie in ein räumliches Konzept integriert oder die Negativ- und Positivform miteinander verbindet. Im Saarlandmuseum präsentiert sie nun Arbeiten aus verschiedenen Werkphasen, wobei die mögliche dreidimensionale Ausformung überall eine Rolle spielt.
Katharina Hinsberg
20.6. – 31.12.2019
Saarlandmuseum, Moderne Galerie
Bismarckstr. 11 – 15
D-66111 Saarbrücken
Tel.: +49-681-99640
Di – So 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 20 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 5 €
www.kulturbesitz.de
Text: Dr. Milan Chlumsky
Bild: Saarlandmuseum, Moderne Galerie
Erstveröffentlichung in kunst:art 68
