Abgestempelt! Kunst!

22.9.2019 – 19.4.2020 | Stiftung Museum Schloss Moyland

Ende der 1960er Jahre begann Joseph Beuys, sämtliche seiner Dokumente, Schriftstücke, aber auch handgeschriebene Briefe und Multiples mit einem Stempel zu versehen – weil er sie für wichtig hielt und weil er überzeugt war, dass sie ein Teil seines künstlerischen Schaffens waren. Welche Kriterien dabei für Beuys wichtig waren, lässt sich nicht einwandfrei nachvollziehen. Sein subjektives Urteil ließ ihn das eine mit einem selbstentworfenen Stempel zur Kunst erklären, das andere hingegen in die „Verlustzone“ außerhalb seines Künstlerkonzeptes verschieben.

Durchaus instruktiv ist der ironische Unterton, der in manchen dieser Arbeiten zu sehen ist: mittig ein bekannter Hauptstrom-Stempel, rechts unten mit der Schreibmaschine HAUPTSTROM und rückseitig signiert und datiert Beuys, 1966. Ist es nur ein Zeitzeichen, ist es ein Hinweis auf etwas in der Zukunft, oder etwas in der Vergangenheit? Von dem Urheber der „Einwandfreien Bilder“ kann man einiges erwarten, auch etwa die gelbe Stempelplastik mit dem Titel „Honey is flowing“. Wenn es sich aber um eine Serie von genau den gleichen Folienpostkarten handelt, können sich plötzlich die Akzente verschieben und der gleiche Stempel sich unter der wundersamen Fotografie finden: „Ich bin ein Sender. Ich strahle aus!“, in der Joseph Beuys mit einem Motoradhelm versehen eine Autofelge mit Bereifung durch die Gegend jagt. Die Korrelation zwischen den beiden gleichnamigen Objekten dürfte schwer zu entziffern sein, schließt aber die Ironie nicht aus. Entscheidend ist, dass sie ihm wichtig waren und deshalb – weil sie zu seiner Kunst gehören – auch erhalten geblieben sind.

Kunst. Bewegt. 16: Joseph Beuys
Gestempelte Multiples, Drucksachen und Fotografien
22.9.2019 – 19.4.2020
Stiftung Museum Schloss Moyland
Am Schloss 4
D-47551 Bedburg-Hau
Tel.: +49-2824-951060
Di – So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 3 €
www.moyland.de

Text: Dr. Milan Chlumsky
Bild: Stiftung Museum Schloss Moyland
Erstveröffentlichung in kunst:art 69