Schatten der Metropole

10.10.2019 – 5.1.2020 | Käthe Kollwitz Museum Köln

Der Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war für die Kunstszenen aller Welt eine Zeit des Umbruchs und revolutionärer Ideen. Nirgendwo aber mischte sich der avantgardistische Impuls derart mit dem Willen zur gesellschaftlichen Veränderung wie in Berlin. Während man sich in Wien oder München vorrangig um die Neuordnung ästhetischer Ideale bemühte, begann in der Hauptstadt des Kaiserreiches die Geschichte einer Kunstströmung mit politischem Anliegen, die bis heute vorbildhaft blieb. Mit Heinrich Zille, Hans Baluschek und nicht zuletzt natürlich Käthe Kollwitz spielten gleich drei außerordentlich engagierte Künstler eine wesentliche Rolle in den Anfangsjahren der Secession und prägten dieser einen stark kommentarischen Stil ein.

Die Ausstellung – letztes Jahr im Bröhan-Museum, jetzt in Köln zu sehen – erzählt die Entwicklungsgeschichte dieses Berliner Realismus nach und folgt ihm durch die Gassen. War es bei Kollwitz noch das glanzvolle Kaiserreich, in dessen Schatten sie die Armut und gesellschaftliche Missstände ausmachte und zur Schau stellte, waren es eine Generation später bei Otto Dix, George Grosz oder John Heartfield die Nachwirkungen des ersten Weltkrieges. Ein zentrales Motiv bleibt auch in der Weimarer Republik schließlich der beißende Kontrast zwischen gesellschaftlichem Glanz und sozialen Abgründen in der modernen Großstadt, der medienübergreifend auch in den berühmten Fotos von August Sander und Ernst Thormann und dem Stummfilm „Mutter Krausens Fahrt ins Glück“ von Willi Münzenberg seinen wachrüttelnden Ausdruck findet.

Berliner Realismus. Von Käthe Kollwitz bis Otto Dix
10.10.2019 – 5.1.2020
Käthe Kollwitz Museum Köln
Neumarkt 18-24 / Neumarkt Passage
D-50667 Köln
Tel.: +49-221-2272899
Di – Fr 10 – 18 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 5 €, erm. 2 €
www.kollwitz.de

Text: Julius Tambornino
Bild: Käthe Kollwitz Museum Köln
Erstveröffentlichung in kunst:art 69