Der Karl-Ernst-Osthaus-Preis für figurative Kunst wurde jetzt zum dritten Mal ausgeschrieben. 2015 zum ersten Mal vergeben, wird er jetzt im zweijährigen Turnus im Osthaus Museum in Hagen verliehen. Dabei ist dieser Preis nicht dotiert, sondern ermöglicht dem Gewinner oder der Gewinnerin eine Ausstellung und einen Katalog. In diesem Jahr entschied sich die fünfköpfige Jury für Pia Stadtbäumer. Die in Düsseldorf lebende Künstlerin studierte bis 1988 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Alfonso Hüppi. Heute ist sie Professorin für Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg.
Stadtbäumers Sujet ist der menschliche Körper in verschiedensten Materialien. Jedoch irritieren die realistisch dargestellten Figuren. Zum einen spielt Stadtbäumer mit den Größenverhältnissen, zum anderen nehmen die Körper eigenwillige Haltungen ein, haben manchmal scheinbare Hautirritationen. Im Laufe der Jahre spielt sie mit Richtungen wie dem Symbolismus und Phantasmus und scheut sich auch nicht, barocke Anklänge in ihre Werke mit einzubinden. Zudem entstehen zum Beispiel eigenwillige Köpfe mit gespaltenen Gaumen und anderen Verletzungen. Kinderfiguren werden “zu Wesen jenseits einer friedlichen Kinderwelt”.
Stadtbäumers Arbeiten hinterfragen kritisch unsere heutige Gesellschaft. Körperlichkeit als Persiflage einer Welt, die nur dem Anschein nach eine heile Welt ist. Traditionelle Bildhauertechnik ohne Tabus, als Mittel zur Reflexion der conditio humana unserer heutigen Zeit.
Osthaus Preisträgerin Pia Stadtbäumer
All Eyes on You
26.10.2019 – 12.1.2020
Osthaus Museum Hagen
Museumsplatz 1
D-58095 Hagen
Tel.: +49-2331-2073138
Di – So 12 – 18 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 3,50 €
www.osthausmuseum.de
Text: Liane Wendt
Bild: Osthaus Museum Hagen
Erstveröffentlichung in kunst:art 69
