Aus dem Schatten getreten

11.10.2019 – 12.1.2020 | Schirn Kunsthalle

Die Kunstgeschichte ist voller Frauen, die zeit ihres Lebens im Schatten ihrer Männer standen, und manchmal braucht es einen unglücklichen Umstand, damit sie daraus hervortreten können. So wie im Fall der 1908 in New York geborenen Lee Krasner: 1940 stellte sie bereits mit den American Abstract Artists aus. Doch dann lernte sie Jackson Pollock kennen und entschied sich, dem von Selbstzweifeln gequälten und alkoholkranken Künstler zum Erfolg zu verhelfen. Als Pollock, Star der amerikanischen Malerei, 1956 bei einem Autounfall ums Leben kam, begann sie, sein Atelier zu nutzen. Erst jetzt hatte Lee Krasner im wörtlichen wie im übertragenen Sinne den nötigen Raum, um sich ihrer eigenen Kunst zu widmen. Sie verarbeitete ihre Trauer und schuf zunächst nachts großformatige Bilder in gedeckten Tönen. Mit der Primary-Serie kam wieder Farbe in ihr Werk im pastosen Auftrag – notgedrungen, da sie einen Arm gebrochen hatte und die Farbe direkt aus der Tube verarbeitete. Im Gegensatz zu den ungehemmten Drippings Pollocks wirken Krasners Bilder jedoch, obwohl spontan ohne Vorzeichnung geschaffen, stets strukturierter und durchdachter. Die Schirn widmet ihr nun eine große Retrospektive.

Mit Hannah Ryggen stellt dort auch eine weitere starke Frau aus. Die in Norwegen lebende Künstlerin schafft monumentale Wandteppiche, in die sie die Grundthemen unseres Daseins einwebt. Dabei verwebt sie traditionelle Elemente der Volkskunst mit politischen Aussagen, etwa einer eindeutigen Stellungnahme gegen Hitler und Mussolini.

Lee Krasner
11.10.2019 – 12.1.2020
Schirn Kunsthalle
Römerberg
D-60311 Frankfurt
Tel.: +49-69-299882112
Di – So 10 – 19 Uhr, Mi + Do 10 – 22 Uhr
Eintritt: 12 €, Kombi Ryggen 18 €
www.schirn.de

Text: Sabine Scheltwort
Bild: Schirn Kunsthalle
Erstveröffentlichung in kunst:art 69