Für den Alltag nicht gemacht

21.9. – 3.11.2019 | Kunsthaus Wiesbaden

Mit wenigen Strichen konnte er einen Descartes, einen Jean-Paul Sartre, Joseph Beuys oder Friedrich Nietzsche aus der flinken Feder zaubern. Es bereitete ihm auch keine Schwierigkeit, sich selbst zu zeigen. Im Bild „Selberblöd“ gibt es unzählige Akte, an die der Künstler sein Herz verlor, offensichtlich kann er sich aber nicht entscheiden. Detlef Karsten wurde 1958 in Hannover geboren und studierte an der Städelschule in Frankfurt. 30-jährig entschied er sich für die Selbstständigkeit als Zeichner und Maler. 1990 bekam er ein Atelierstipendium im Kunsthaus in Wiesbaden, wo er gemeinsam mit Udo W. Gottfried eine Produzentengalerie eröffnete. In den 1990er Jahren verlegte Karsten seinen Lebens- und Arbeitsschwerpunkt nach Ibiza, wo er in einer alten Schule sein Atelier hatte. 2007 kehrte er nach Deutschland zurück und fand in der ländlichen Landschaft um Gütersloh eine neue Arbeitsstätte und neue Inspiration. Kurz vor seinem 60. Geburtstag ist er dort gestorben.

Der Nachruf sagt alles über diesen Künstler, der es nie schaffte, einen Katalog seiner Werke zu erstellen: „Detlef Karsten entsprach auf fast tragische Weise dem Bild des genialen, jedoch wenig alltagstauglichen Künstlers. Aus einem Stück Draht konnte er im Handumdrehen ein verblüffend realistisches Selbstportrait formen, mit der Kettensäge filigrane Skulpturen aus einem Baumstamm schälen, von seinem frechen zeichnerischen Talent ganz zu schweigen. Aber wenn die Miete fällig war, musste er manchmal schnell ein paar Zeichnungen weit unter Wert an den nächsten Nachbarn verkaufen.”

Detlef Karsten. in memoriam
21.9. – 3.11.2019
Kunsthaus Wiesbaden
Schulberg 10
D-65183 Wiesbaden
Tel.: +49-611-319001
Di – So 11 – 17 Uhr, Do 11 – 19 Uhr
Eintritt frei
www.kunsthauswiesbaden.org

Text: Dr. Milan Chlumsky
Bild: Kunsthaus Wiesbaden
Erstveröffentlichung in kunst:art 69