„Sie fiengen wieder an zu gehen, aber sie geriethen immer tiefer in den Wald und wenn nicht bald Hilfe kam, so mußten sie verschmachten“ (aus „Hänsel und Grethel“, 1857). Der Wald ist ein Spielplatz, eine bedrohliche Kulisse, er dient der Erholung, steht für Freiheit, aber auch für Anarchie und Gefahr. Von Klein auf verbindet jeder etwas mit ihm, jeder hat seinen ganz individuellen Wald vor Augen. Diese Bilder, die jeder im Kopf hat, macht sich Eva Jospin (*1975), die Tochter des ehemaligen französischen Premierministers Lionel Jospin, zunutze.
Eva Jospin stellt aus dem simplen Material Karton Bäume und aus solchen Bäumen Wälder her. Kulissenartig zusammengestellt sind sie besonders aus der Ferne täuschend echt. Ein dichter Wald entsteht; Bilder im Kopf, teils aus eigener Erfahrung, teils aus gehörten Geschichten, setzen sich zusammen. Der Wald ist so etwas wie unser kleinster gemeinsamer Nenner: Jeder, zumindest in Europa, hat eine wie auch immer geartete Beziehung zu ihm. Die französische Künstlerin arbeitet gerne mit dem billigen Produkt des Kartons. Sie schätzt daran besonders die fast unendliche Verfügbarkeit des Materials. Zudem gefällt es ihr, dass das widerspenstige Material präzises Arbeiten erschwert.
Die Ausstellung im Museum Pfalzgalerie in Kaiserslautern zeigt von Eva Jospin in einer umfassenden Präsentation circa 30 zum Teil großformatige Wandreliefs, Skulpturen, Zeichnungen und Rollbilder aus den Jahren 2013 bis 2019. Es ist ihre erste Ausstellung in Deutschland.
Eva Jospin. Wald(t)räume
24.8.2019 – 12.1.2020
Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
Museumsplatz 1
D-67657 Kaiserslautern
Tel.: +49-631-3647201
Di 11 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 5 €
www.mpk.de
Text: Christian Corvin
Bild: Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
Erstveröffentlichung in kunst:art 69
