Der Regen, technisch gesehen

bis zum 24.11.2019 | Kunstkraftwerk Leipzig

Ein japanischer Künstler, der sich mit Begeisterung dem Thema „Regen“ widmet? Nein, nicht etwa Hiroshige und auch nicht Hokusai, die im 19. Jahrhundert den charakteristischen Anblick des Berges Fuji mit wunderbar abstrakten diagonalen Schraffuren verschleierten! Yuki Anai verfertigt keine delikaten Holzschnitte, sondern setzt stattdessen lieber auf Modernes, auf Beleuchtungs-, Ton- und Sensortechnologie.

Technisches passt gut ins Ambiente von Anais aktueller Ausstellung, handelt es sich doch beim Kunstkraftwerk Leipzig um eine (seit 1992 stillgelegte und inzwischen kulturell genutzte) Industrieanlage aus der Gründerzeit. Waren einstmals im Heizwerk beziehungsweise Heizkraftwerk die Elemente Erde (Kohle in diesem Fall), Feuer und Wasser dem zivilisatorischen Fortschritt nutzbar gemacht worden, bestimmen nun in der Sonderschau die Installationen des 1987 in Oita geborenen Japaners die Szene. Yuki Anai hat sich nach dem Studium des Mediendesigns mit der Zone zwischen Kunst und Produktion befasst, zuletzt mit einer eigenen Firma, näherte sich aber darauf als freier Künstler durchaus auch einmal dem Transzendenten: Im berühmten Nikko-Toshogu-Schrein baute er eine Lichtinstallation. Nun zum Regen: Der ist in all seinen Abstufungen natürlich ein sichtbares und fühlbares Naturphänomen, dennoch besitzt die Natur eine Wahrheit, die mit unseren Sinnen nicht völlig erfassbar ist. Dieser Qualität versucht Anai mit dunkel gestimmten, begehbaren Raumschöpfungen voller Geheimnis Präsenz zu verschaffen: technisch und poetisch!

 

Yuki Anai. In the Rain
bis zum 24.11.2019
Kunstkraftwerk Leipzig
Saalfelder Str. 8b
D-04179 Leipzig
Tel.: +49-341-49291500
Di – Fr 10 – 18 Uhr, Sa + So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 11 €, erm. 8,50 €
www.kunstkraftwerk-leipzig.com
Text: Dieter Begemann
Bild: Kunstkraftwerk Leipzig
Erstveröffentlichung in kunst:art 69

 

Über Dieter Begemann 270 Artikel
Begemanns Blog: Sternschnuppen An dieser Stelle soll es um ästhetische Sternschnuppen gehen und, wie es die Schnuppen so machen, sollen sie hin und her zischen auf manchmal verblüffenden Kursen – kreuz und quer! Ich konnte (und musste zum Glück mich auch nie) entscheiden zwischen praktisch-bildkünstlerischen und theoretischen Interessen: Ich liebe Malerei und Bildhauerei, begeistere mich für Literatur, bin ein Liebhaber von Baukunst und Design –aber meine absolute Leidenschaft gehört der Gestaltung von Gärten und Autos. Und, eh ich’s vergesse: natürlich dem Film!!