Kunst zwischen zwei Polen

13.11.2019–16.2.2020 | Städel Museum

Gegenständlichkeit und Abstraktion werden im 20. Jahrhundert oft als unvereinbare Gegensätze begriffen. Doch schon 1912 beschreibt Kandinsky „die große Abstraktion“ und „die große Realistik“ als zwei Pole: „Zwischen diesen zwei Polen liegen viele Kombinationen der verschiedenen Zusammenklänge des Abstrakten mit dem Realen.“ Nun führt das Städel Museum in Frankfurt vor, wie bewusst sich viele Künstler des 20. Jahrhunderts in diesem Spektrum bewegen. In der Ausstellung „Große Realistik & Große Abstraktion. Zeichnungen von Max Beckmann bis Gerhard Richter“ ist eine Auswahl von etwa 100 Arbeiten aus der Graphischen Sammlung zu sehen.

Den Anfang machen Beckmann und Mitglieder der „Brücke“ wie Kirchner und Nolde. In der Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit entwickeln diese Künstler individuelle, stark stilisierte Lösungen. Zeitgleich gehen Macke und Klee noch entschiedener in Richtung Abstraktion. In den 1920er und -30er Jahren entfernen sich dann auch Maler wie Gilles, Nay und Baumeister immer weiter von einer naturalistischen Darstellung. Nach dem Zweiten Weltkrieg entsteht in Westdeutschland das vollkommen abstrakte Informel – im Städel durch die Frankfurter Gruppe „Quadriga“ vertreten – von dem sich später Künstler wie Baselitz, Immendorff oder Polke mit figurativen Positionen abgrenzen. Aus der DDR werden ebenfalls ganz unterschiedliche Arbeiten gezeigt – mit Glöckner auf der abstrakten, Tübke auf der gegenständlichen Seite sowie Altenbourg und Penck, die sich für den oben zitierten Zusammenklang interessieren.

„Große Realistik & Große Abstraktion“
13.11.2019–16.2.2020
Städel Museum
Schaumainkai 63
D-60596 Frankfurt am Main
Tel.: +49-69-605098200
Di – So 10 – 19 Uhr, Do´+ Fr 10 – 21 Uhr
Eintritt: 16 – 18 €, erm. 14 – 16 €
www.staedelmuseum.de

Text: Julia Behrens
Bild: Städel Museum
Erstveröffentlichung in kunst:art 70