Eine Welt für sich

17.10.2019 – 19.1.2020 | Landesgalerie Linz

Es ist eines seiner bekanntestes Plakate und Ausdruck für das Lebensgefühl einer ganzen Epoche: Henri de Toulouse-Lautrec porträtierte 1892 den Sänger und Betreiber eines Nachtclubs, Aristide Bruant, im Halbprofil mit dessen Markenzeichen, dem roten Schal. Dieses Plakat und zahlreiche andere Farblithografien machten den 1864 geborenen Toulouse-Lautrec weltberühmt und Plakate salonfähig.

Es war die Zeit der Belle Époque, neue Errungenschaften in Wissenschaft und Technik, aber auch die fortschreitende Industrialisierung veränderten die Gesellschaft. Der wirtschaftliche Aufschwung brachte ein aufstrebendes Bürgertum hervor, das die neugewonnene Freizeit mit diversen Vergnügungen verbrachte.

Gaslaternen erleuchteten bereits das Zentrum von Paris, nicht jedoch das noch ländlich geprägte Viertel Montmartre, das erst kurz zuvor der französischen Hauptstadt angegliedert worden war. In den dunklen Gassen von Montmartre entstanden Theater, Lokale und halbseidene Nachtclubs, es entwickelte sich ein Künstlerviertel, in dem auch Henri de Toulouse-Lautrec ein bezahlbares Quartier fand und zahlreiche Bohémiens die Nacht zum Tag machten.

Seinen Kontakten in die Künstlerwelt verdankte Toulouse-Lautrec erste Aufträge für Plakate, seine größte Farblithografie entwarf er 1891 für einen Auftritt der Tänzerin La Goulue im Moulin Rouge. Die Werbeplakate dienten der Ankündigung von Veranstaltungen, wurden aber auch für die Vermarktung verschiedenster neuer Konsumgüter wie Schokolade, Glühbirnen, Champagner oder Fahrräder eingesetzt.

Plakate waren so beliebt, dass sie in speziellen Kunsthandlungen und sogar auf Messen vertrieben wurden. Besonders beliebt war der Druck „avant la lettre“, also noch vor der Beschriftung, der für Sammler eigens auf hochwertigem Papier gedruckt wurde. Henri de Toulouse-Lautrec gilt bis heute als Meister der Plakatkunst; in der Ausstellung „La Bohème. Toulouse-Lautrec und die Meister von Montmartre“ in der Landesgalerie Linz wird in acht Stationen sein umfangreiches Schaffen und weitere Themen dieser Zeit gewürdigt. Originallithografien werden den Werken von Zeitgenossen wie Alfons Mucha, Théophile-Alexandre Steinlen, Pierre Bonnard und Felix Vallotton gegenübergestellt.

Fotos, Grafiken und Postkarten aus der Sammlung des Oberösterreichischen Landesmuseums beleuchten das Thema aus einer anderen Perspektive und lassen das Lebensgefühl der Belle Époque noch einmal aufleben. Dem damaligen liberalen Zeitgeist entsprechend wurde in Frankreich die Pressezensur aufgehoben, was zu einem Aufleben von avantgardistischen Zeitschriften und Kunstpublikationen führte.

La Bohème. Toulouse-Lautrec und die Meister vom Montmartre
17.10.2019 – 19.1.2020
Landesgalerie Linz
Museumstr. 14
A-4010 Linz
Tel.: +43-732-772052200
Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 21 Uhr
Eintritt: 6,50 €, erm. 4,50 €
www.landesmuseum.at

Text: Karin Gerwens
Bild: Landesgalerie Linz
Erstveröffentlichung in kunst:art 70