Es ist das erste Gemälde der nordeuropäischen Kunst mit fallenden Schneeflocken: Zwar hatte schon im frühen 14. Jahrhundert Ambrogio Lorenzetti eine kleine Darstellung eines Mannes im Schneegestöber im Rathaus von Siena auf die Wand gebracht, aber Pieter Bruegel d. Ä. (1528/30-1569) geht in mehrfacher Hinsicht noch viel weiter: Seine „Anbetung im Schnee“ zeigt eine vielfigurige Dorfszenerie, in Lichtstimmung und dem Verhalten der Menschen verblüffend realitätsnah und von genauer Beobachtung zeugend. Das 1567 entstandene Gemälde auf einer Eichentafel – das einzige Werk des flämischen Meisters in der Schweiz – ist wohl der größte Schatz der Sammlung Oskar Reinhart, die es nun zum Mittelpunkt einer Sonderschau in der Villa „Am Römerholz“ macht.
Eine biblische Szene in einem winterlichen flämischen Dorf, ein seltsamer Widerspruch und doch absolut schlüssig, weil die Heilsbotschaft eben immer gilt und überall. Mit seinen innovativen Bilderfindungen revolutioniert Bruegel die Malerei seiner Zeit und wird zum Vorbild nachfolgender Künstlergenerationen. Die Kabinettschau um die „Anbetung“ ist Ergebnis einer Zusammenarbeit mit dem Kunsthistorischen Museum in Wien. Sie präsentiert die Ergebnisse neuer technologischer Untersuchungen des Gemäldes und positioniert es darüber hinaus mit selten gezeigter Druckgrafik im größeren Œuvre. Bei aller Forschung aber bleibt die lebendige Unmittelbarkeit seiner Bilder wohl des Meisters eigentliches und kostbarstes Geheimnis!
Pieter Bruegel der Ältere. Das Wunder im Schnee
23.11.2019 – 1.3.2020
Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz»
Haldenstr. 95
CH-8400 Winterthur
Tel.: +41-58-4667740
Di – So 10 – 17 Uhr, Mi 10 – 20 Uhr
Eintritt: 15 CHF, erm. 12 CHF
www.roemerholz.ch
Bild: Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz»
Erstveröffentlichung in kunst:art 70