Skulpturales Enigma

25.10.2019 – 2.2.2020 | Kunstraum Dornbirn

Ein abstrakter und doch zutiefst persönlicher Kosmos öffnet sich dem Rezipienten, der den Skulpturen von Bruno Gironcoli (1936–2010) begegnet. Die unmittelbare, abbildhafte Wiedergabe der gesehenen Umwelt reizte den österreichischen Künstler nie: „Ich versuche, in Umschreibungen, in Umwegen, in der Psychologisierung der Umwelt das Menschenbild zu erfassen, weil die (…) Abbildung für mich zu wenig ergibt.“

Entsprechend ist die Ausstellung im Kunstraum Dornbirn trefflich betitelt mit „Casted Enigma“. Verrätselt zeigt sich die klare und doch selten figurative Formsprache seiner großformatigen Plastiken in der von Herta Pümpel und Thomas Häusle kuratierten Schau. Umgesetzt in metallischen, verführerisch glänzenden Materialien, die an seine einstige Lehre zum Gold-, Silber- und Kupferschmied erinnern, zeigen Werke wie „Ein Körper, Zwei Seelen“ (2001) eine formale Stringenz und Symmetrie, die fast archaisch anmutet. Organische Formen begegnen alltäglich erscheinenden Versatzstücken. Indes spielen inhaltlich laut dem Kunsthistoriker Peter Weiermair „die Probleme der Entfremdung, sado-masochistischer Verhaltensweisen, wie sie sowohl der tägliche Faschismus wie auch, in der politischen Realität, Folter und Unterdrückung mit sich bringen“ eine Rolle. Ebenso verarbeitet der Künstler Genderthemen sowie Fragen der Homosexualität und der Hierarchie-Verhältnisse in der Familie. Diese konkreten Themen, die den Zustand des Individuums in seinem jeweiligen Zeitkontext reflektieren, überführt der Künstler in eine eigene Ästhetik, in eine Art private Mythologie.

Bruno Gironcoli. Casted Enigma
25.10.2019 – 2.2.2020
Kunstraum Dornbirn
Jahngasse 9
A-6850 Dornbirn
Tel.: +43-5572-55044
Täglich 10 – 18 Uhr
Eintritt: 3,50 €, erm. frei
www.kunstraumdornbirn.at

Text: Ninja Elisa Felske
Bild: Kunstraum Dornbirn
Erstveröffentlichung in kunst:art 70