Blut, Schweiß, Tränen – die Erfahrung einer Geburt ist mit nichts zu vergleichen, sagt man. Ebenso wenig sind es die Kräfte, die eine Frau während jener Grenzerfahrung mobilisieren muss. Diese Kraft analysiert die südafrikanische Künstlerin Candice Breitz als eine existenzielle Dynamik; jegliches Bestreben Dritter, Mächtigerer, die körperliche Autonomie von Frauen einzuschränken, wird hier ausgehebelt. In dieser Videoarbeit mit dem Titel „Labour“, der die Doppelbedeutung von Arbeit und Geburtswehen beinhaltet, laufen zentrale thematische Stränge von Breitz’ politisch ausgerichteter Kunst zusammen: Sie analysiert Dynamiken des Individuums in Gruppen wie der Familie und anderen sozialen Gefügen, die sich aufgrund von Rasse, Geschlecht, Nationalität oder Religion definieren. Immer wieder reflektiert sie zudem die Bedeutung der Medien in der Konstituierung sozialer Verbände – dabei untersucht sie das heutige Changieren zwischen Selbstbestimmtheit und medialer, politischer und gesellschaftlicher Beeinflussung.
Das Kunstmuseum Bonn blickt nun auf ihr umfangreiches Schaffen der vergangenen 25 Jahre, beginnend mit Werken wie der frühen „Ghost Series“ (1994), einer fotografischen Kritik während der anhaltenden Gewalt des Apartheid-Regimes, über jüngere Werke wie „TLDR“ (2017), einer 13-Kanal-Videoinstallation, die in Zusammenarbeit mit einer Gemeinschaft südafrikanischer Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen entstand, bis hin zu dem aktuellen Werk „Labour“, das der Ausstellung ihren Titel gab. Feministische, queere und rassismuskritische Tendenzen bilden damit den inhaltlichen Nukleus ihres Œuvres.
Candice Breitz. Labour
20.2. – 3.5.2020
Kunstmuseum Bonn
Museumsmeile
Helmut-Kohl-Allee 2
D-53113 Bonn
Tel.: +49-228-776260
Di – So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 21 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 3,50 €
www.kunstmuseum-bonn.de
Text: Ninja Elisa Felske
Bild: Kunstmuseum Bonn
Erstveröffentlichung in kunst:art 71