Wendejahre

08.11.2019 - 19.4.2020 | Bröhan-Museum

In der deutschen Vergangenheit gibt es einige Brüche, die in der Rückschau zu Geschichte werden, aber für die betroffenen Menschen existenziell waren. Der Fotograf Stefan Moses (1928–2018) hat selbst einige miterlebt; 1944 kam er aufgrund seiner jüdischen Herkunft in ein Zwangsarbeitslager. In den Jahren nach dem Krieg und einer fotografischen Ausbildung machte er sich einen Namen als Fotograf der Menschen in Deutschland: Angefangen bei den bekannten Gesichtern aus Kultur und Politik, weiter über die Schönen und Reichen bis hin zu den „normalen“ Menschen in Arbeit und Alltag. Ein besonderes Anliegen waren ihm die Porträts deutscher Exilanten.

1989, als sich in der DDR ein Umbruch andeutete, war Stefan Moses bereits als Chronist der Menschen in Deutschland bekannt. Doch mit der DDR, den Menschen im Osten Deutschlands, fehlte ihm ein wichtiger Teil, den er 1989 und 1990 intensiv nacharbeitete. Es war eine Auftragsarbeit des Deutschen Historischen Museums, die den Fotografen auch finanziell in die Lage brachte, sich dem Thema gewissenhaft in aller Ausführlichkeit zu widmen. Für seine Reihe „Ostdeutsche Porträts“ spannte er meist ein graues Tuch auf und fotografierte einzelne Berufsgruppen vor diesem Hintergrund. Manche waren ernst, stolz, möglicherweise auch eingeschüchtert, andere lustig und gesellig. Die Reihe wurde ein Denkmal für die Menschen der ehemaligen DDR, in einer ganz kurze Zeit, die rasend vorüberging, in der jedoch zugleich die Zeit stillzustehen schien.

 

Stefan Moses. Abschied und Anfang. Ostdeutsche Porträts 1989-1990
bis zum 19.4.2020
Bröhan-Museum
Schlossstr. 1a
D-14059 Berlin
Tel.: +49-30-32690600
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 5 €
www.broehan-museum.de

Text: Christian Corvin
Bild: Bröhan-Museum
Erstveröffentlichung in kunst:art 71