Graffiti legal

4.9.2020 – 21.3.2021 | Nordico Stadtmuseum Linz

Punks entfernen ein Graffiti am Linzer Mariendom. Das Archivfoto vom September 1990 zeigt, dass die Kirche kein Pardon in Sachen Graffiti kennt. Das gilt auch noch drei Jahrzehnte später. Als US-amerikanische Subkultur in den 1960ern entstanden, hat Graffiti heute weltweit den urbanen Raum erobert. Graffiti und Street Art polarisieren. Schmiererei und Sachbeschädigung für die einen. Mehrwert oder sogar Kunst für die Stadt und ihre Bewohner für die anderen, besonders wenn Stadt und Sprayer gemeinsame Sache machen. Die mit einem bunten „Visit Linz“-Schriftzug besprühten öffentlichen Schließfächer beweisen einmal mehr „die Vielseitigkeit und Offenheit der Stadt“, so die zuständige Stadträtin für Kultur und Tourismus. Salonfähig und attraktiv für Tourismus und Wirtschaft ist die Graffiti-Szene spätestens mit der auffälligen Freiluftgalerie Mural Harbor geworden.

Auf bis zu vierzig Meter hohen Industriebauten im Hafen sind seit 2012 rund 300 Kunstwerke von Künstlern aus 35 Nationen entstanden, die im Rahmen von Rundgängen und Bootsfahrten besichtigt werden können. Aber auch unautorisierte Kunst nimmt die Donaustadt ein und spielt einmal mehr mit der Frage, wem der öffentliche Raum gehört. Von gesprühten Unterschriften, politischen Botschaften, Schablonen-Bildern, Stickern auf Mistkübeln bis hin zu farbenprächtig gemalten Großformaten ziehen sich Zeichen gegen das Establishment durch die Stadtlandschaft. Fotos, Berichte sowie zeitgenössische Kunstwerke belegen nun im Nordico eine aktive urbane Bewegung, die mit ihrer bildhaften Sprache das gesellschaftspolitische Klima an den Wänden einer Stadt spiegelt.

Graffiti & Bananas. Die Kunst der Straße
4.9.2020 – 21.3.2021
Nordico Stadtmuseum Linz
Dametzstr. 23
A-4020 Linz
Tel.: +43-732-70701912
Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 21 Uhr
Eintritt: 6,50 €, erm. 2,50 – 4,50 €
www.nordico.at

Text: Stefan Simon
Bild: Nordico Stadtmuseum Linz
Erstveröffentlichung in kunst:art 75