Ja, gab‘s denn da welche?

25.9.2020 – 21.2.2021 | Neue Galerie Graz

In der Tat, es gab sie, auch in der Steiermark und auch Mitte des vorletzten Jahrhunderts: Künstlerinnen. Dieser Begebenheit geht die Neue Galerie Graz in ihrer Herbstausstellung nach. Der Zeitraum, dem sich gewidmet wird, beginnt mit den ersten Entwicklungen für Frauen, als Künstlerinnen auch wirtschaftlich leben zu können, und reicht mit 1950 bis in jene Zeit, in der sukzessive eine gewisse künstlerische Gleichstellung zu ihren männlichen Kollegen begann. Verortet werden die Künstlerinnen im beleuchteten Zeitraum im österreichischen Stimmungsrealismus und der Grafik des Jugendstils. Damit folgten sie vor allem in den ersten Jahrzehnten den ihnen zugeordneten Themenkreisen wie Blumengenre oder Stillleben. Durchaus, um nicht über ihr Geschlecht hinaus noch inhaltlich Anstoß zu nehmen. Mit Gründung der Ersten Republik 1918 und dem Frauenwahlrecht wagten sich Künstlerinnen auch an sozialkritische Inhalte.

In der Schau wird erstmals der Versuch unternommen, eine Vielzahl an Malerinnen zusammenzuführen. So werden Werke der in England renommierten, im Stile der Präraffaeliten schaffenden Marianne Stockes, geborene Preindlsberger, präsentiert. Oder Marie Egner, die als Schülerin von Emil Jakob Schindler noch mit anderen relevanten Künstlerinnen wie Tina Blau studierte. Egner zum Beispiel ist eine bedeutende Repräsentantin des österreichischen Stimmungsimpressionismus. Die Ausstellung erhebt mit den rund sechzig Biografien keinen Anspruch auf Vollständigkeit, schafft aber einen gelungenen Einstieg in ein sehr aktuelles Thema: Gleichstellung auch im Kunstbetrieb.

Ladies First! Künstlerinnen in und aus der Steiermark 1850–1950
25.9.2020 – 21.2.2021
Neue Galerie Graz
Joanneumsviertel
A-8010 Graz
Tel.: +43-316-80179100
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 9,50 €, erm. 3,50 – 8 €
www.museum-joanneum.at/neue-galerie-graz

Text: Greta Sonnenschein
Bild: Neue Galerie Graz
Erstveröffentlichung in kunst:art 75