Sie gehört zu den wenigen deutschen lebenden Künstlerinnen mit internationalem Renommee: Isa Genzken. Ihr vielfältiges und vor allem eigenwilliges Werk bewegt sich zwischen Malerei, Skulptur, Installation, Architektur, Fotografie und Film. International bedeutende Einzelausstellungen haben das Werk der Künstlerin bereits ausgiebig vorgestellt und beleuchtet, einschließlich neu entstandener Kunstwerke. Große Würdigungen wie die umfangreiche Retrospektive 2013 im Museum of Modern Art in New York, die anschließend in den USA auf Tour ging, inklusive.
Das Kunstmuseum Basel konzentriert sich in der häuserübergreifenden Ausstellung auf das erste Schaffensjahrzehnt der Künstlerin von 1973 bis 1983. Erstmals werden die Skulpturengruppen „Ellipsodie“ und „Hyperbolos“, die in jener Zeit entstanden sind, in großer Zahl das Zentrum einer Ausstellung der Künstlerin bilden. Ein weiterer Schwerpunkt sind die teilweise großformatigen Computerausdrucke auf Endlospapier, die bei den beiden Skulpturengruppen eine wichtige Rolle spielen und einen außerordentlichen künstlerischen Wert haben. Ergänzt werden sie durch mehrere Zeichenserien, die mit ihrer Linienführung die geschwungene Horizontalfigur der Skulpturen vorab erkundet haben.
Aus dem gleichen Jahrzehnt ist Genzkens früher Film „Zwei Frauen im Gefecht“ aus dem Jahr 1974 zu sehen und konzeptuell angelegte Fotoserien wie die sogenannten Hi-Fis von 1979. Ausgewählte Werkgruppen lenken den Blick des Betrachters auf die anfängliche postminimalistische Arbeitsweise der Künstlerin. Die aus Bad Oldesloe stammende Isa Genzken studierte von 1969 bis 1971 Malerei an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, 1972 Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Köln und bis 1973 Fotografie und Grafik an der Hochschule der Künste in Berlin und anschließend bis 1977 an der Kunstakademie Düsseldorf. 1982 heiratete sie Gerhard Richter, deren Meisterschülerin sie war. 1993 wurde die Ehe geschieden. Genzken war dreimal auf der documenta in Kassel vertreten. Das erste Mal 1982 auf der documenta 7 mit eben jenen beiden Skulpturen, die den Mittelpunkt der Ausstellung bilden.
Die ersten zehn Jahre im künstlerischen Schaffen von Isa Genzken sind ein Rückblick auf die Arbeiten der damals schon sehr erfolgreichen und genialen Künstlerin, die man heute mit ganz anderen Augen sieht. Heute ist es jedem möglich, mit dem Computer zu drucken. Schon allein wenn man bedenkt, dass das damals eine kleine Revolution war und das Papier aus großen Maschinen kam – heute kaum vorstellbar. Die Offenheit Neuem gegenüber zeichnet bis heute das Werk der vielseitigen Künstlerin aus, die in New York ihre zweite Heimat gefunden hat. Und auch hier liegen die Wurzeln dafür im ersten Jahrzehnt des künstlerischen Schaffens der Künstlerin.
Isa Genzken entzieht sich den Strömungen der Kunstwelt und arbeitet am liebsten allein in ihrem Atelier in Berlin. Immer wieder hat sie der Kunstszene eigene Akzente entgegensetzen können und sich als Künstlerin nie angepasst.
Isa Genzken. Werke von 1973 bis 1983
5.9.2020 – 24.1.2021
Kunstmuseum Basel | Gegenwart
St. Alban-Rheinweg 60
CH-4052 Basel
Tel.: +41-61-2066262
Di – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 26 CHF, erm. 8 – 18 CHF
www.kunstmuseumbasel.ch
Text: Nadja Naumann
Bild: Kunstmuseum Basel
Erstveröffentlichung in kunst:art 75