Gleichberechtigung jetzt

27.9. – 22.11.2020 | KunstLANDing

In den letzten 20 Jahren hat sich in der Kunstwelt viel getan: Frauen wurden vermehrt an die Spitze von Museen und Kunstvereinen berufen, zahlreiche Künstlerinnen unterrichten an Akademien und behaupten sich selbstbewusst auf dem Kunstmarkt. Dennoch bleibt eine männliche Dominanz sichtbar – zum Beispiel im Rahmen von Gruppenausstellungen. Das wurde auch dem Team des Neuen Kunstvereins Aschaffenburg klar, nachdem es 2019 bei seiner Schau „In guter Gesellschaft“ unter 15 Positionen nur eine weibliche gezeigt hatte. Als Reaktion wurde nun – in Anlehnung an die reine, bereits 2013 vor Ort initiierte Künstlerinnen-Ausstellung „Starke Frauen“ – eine „2020er“-Version aufgelegt.

Diesmal sind es insgesamt sieben zeitgenössische Protagonistinnen, die aus ganz unterschiedlichen Bereichen kommen und daher eine Vielfalt an Materialien und Medien mitbringen. Da ist zum Beispiel Hildegard Elma aus Freudenstadt, die die Technik des Aquarells auf überraschend großen Papierbögen auslotet. Mit einer Vorliebe für Rot- und Blautöne und ihrer konsequenten, ausschließlichen Verwendung von Streifen erzeugt sie meditative Bildräume, die eine dynamische Ruhe ausstrahlen.
Dass auch Zeichnungen nicht auf kleine Formate begrenzt sein müssen, beweist Christine Fiebig aus Frankfurt. Für ihre Tuschearbeiten, auf denen sie Landschafts- und Natureindrücke fixiert, greift sie gern zu einer Papiergröße von 100 × 70 cm. Mit stark reduzierter Strichführung, die jeweils den Kern des Gesehenen zu beschreiben scheint, findet sie eine intensive und gegenwärtige Sprache.

Die Malerin Ulrike Donié aus Linz am Rhein nähert sich der Natur dagegen mit der surrealen Setzung von organischen Formen in kräftigen Farben. Auf ihren Leinwänden wirken Äste wie Adern oder Wasser wie Gewebe. In der gekonnten Verschränkung von Flora und Fauna wird einmal mehr deutlich, wie eng alles Leben auf unserer Erde miteinander verflochten ist. Bei Gerda Enk führt die Faszination für Geologie zu einer Reihe von „Stratigraphien“. Der Begriff umschreibt die schichtartige Untersuchung von Gesteinsarten und wird von der bei Würzburg lebenden Künstlerin auf großformatige Fotocollagen transferiert: Mit über- und ineinandergreifenden Aufnahmen legt sie ein Areal von persönlichen und kollektiven Erfahrungen frei.

Durch das Medium Fotografie werden auch die mit Verve und Witz vollführten „Körper Performances“ der Künstlerin Grit Reiss transportiert. Nichts ist, wie es scheint in diesen wunderbar skurrilen Arbeiten, mit denen die Mainzerin anatomische und räumliche Verhältnisse auf den Kopf stellt. Auf andere Art sinnig und leicht sind die kinetischen Werke von Anne Pfeifer aus München. Sie verleiht ihren minimalistisch anmutenden Objekten ein eigenwilliges Bewegungsrepertoire und verblüfft durch die Korrelation von Strenge und Spiel. Einen unorthodoxen Blick auf die Welt garantiert schließlich auch die in Köln tätige Künstlerin Melanie Wiora mit eindrucksvollen Fotos und Videos – wie der Serie „Eyescapes“, in der sich ganze Landschaften in ihrem in Nahaufnahme gezeigten Auge spiegeln.

 

 

Starke Frauen 2020
27.9. – 22.11.2020
KunstLANDing
Landingstr. 16
D-63739 Aschaffenburg
Tel.: +49-6021-299278
Di 14 – 19 Uhr, Mi – So 11 – 17 Uhr
www.kunstlanding.de

Text: Julia Behrens
Bild: KustLANDing
Erstveröffentlichung in kunst:art 75