Chefsache!

4.10.2020 – 31.1.2021 | Ernst Barlach Haus

Ernst Eitner, Das Uhlenhorster Fährhaus am Abend, um 1900

In der Wahrnehmung des Bundeskanzlers Helmut Schmidt nahmen die Künste eine wichtige Position ein. Die Platzierung einer großen Arbeit von Henry Moore an prominenter Stelle vor dem (Bonner) Kanzleramt war programmatisch: „Two Large Forms“ standen für Schmidts Wertschätzung der Künste ganz allgemein und waren darüber hinaus ein unmissverständliches Bekenntnis zur klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts im Besonderen. Seine Wertschätzung galt zuvörderst – hier kommt das Politische und das Persönliche zusammen – der Kunst des Expressionismus, also derjenigen Richtung, die unter dem Nationalsozialismus als entartet verfolgt wurde.

Während des Staatsbesuchs in der DDR 1981 war der Besuch des Güstrower Doms mit Barlachs „Schwebendem“ ein beredtes kulturpolitisches Zeichen für Humanismus und Hoffnung. Auch dass sich Schmidt noch vor dem Mauerfall von einem DDR-Maler, Bernhard Heisig, porträtieren ließ, war in diesem Sinne aussagekräftig.

Im Laufe der Jahre, und sehr intensiv natürlich nach seiner Kanzlerschaft, hat Helmut Schmidt mit seiner Frau Loki eine stattliche Kunstsammlung zusammengetragen. Das Hamburger Barlach Haus, vom Ehepaar Schmidt wegen seiner Barlach-Sammlung oft und gern besucht, versammelt jetzt rund 150 Werke aus der Schmidt’schen Sammlung: Plastiken, Gemälde und auch kunsthandwerkliche Objekte. Barlach selbst ist natürlich vertreten, die deutschen Expressionisten, die Worpsweder, aber auch die Gesellschaftskritisches von Käthe Kollwitz und Heinrich Zille.

 

 

Kanzlers Kunst. Die Sammlung Helmut und Loki Schmidt
4.10.2020 – 31.1.2021
Ernst Barlach Haus
Jenischpark
Baron-Voght-Str. 50a
D-22609 Hamburg
Tel.: +49-40–826085
Di – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 5 €
www.barlach-haus.de

Text: Dieter Begemann
Bild: Ernst Barlach Haus
Erstveröffentlichung in kunst:art 75

Über Dieter Begemann 266 Artikel
Begemanns Blog: Sternschnuppen An dieser Stelle soll es um ästhetische Sternschnuppen gehen und, wie es die Schnuppen so machen, sollen sie hin und her zischen auf manchmal verblüffenden Kursen – kreuz und quer! Ich konnte (und musste zum Glück mich auch nie) entscheiden zwischen praktisch-bildkünstlerischen und theoretischen Interessen: Ich liebe Malerei und Bildhauerei, begeistere mich für Literatur, bin ein Liebhaber von Baukunst und Design –aber meine absolute Leidenschaft gehört der Gestaltung von Gärten und Autos. Und, eh ich’s vergesse: natürlich dem Film!!