Kaum einer betrieb die Suche nach neuen Materialien für die Kunst so entschlossen wie Dieter Roth. Der 1930 in Hannover geborene Universalist – er bezeichnete sich einmal in gutgelaunter Selbstironie als „Allesnichtkönner“ – verabscheute den althergebrachten Ewigkeitsanspruch und griff zur – Schokolade. Und zwar nicht als Pausensnack, sondern als plastisches Material. Tatsächlich ließ sich die süße Masse ja ausgezeichnet in alle möglichen Gestalten gießen, in die von Hasen beispielsweise. Die dabei notwendige Vereinfachung entsprach nun zwar den angesagten Dogmen der Moderne – veralberte sie aber zugleich nach Kräften. Denn die Opposition zum Erhabenen löste sich flugs wieder auf, Wärme und Schimmel taten ihr zerstörerisches Werk am Werk. Roth sah diesen unvermeidbaren Zerfall als akzeptierten Teil seines künstlerischen Schaffens an, seine legitime Fortsetzung gewissermaßen, und formulierte eine förmliche Ästhetik des Schimmels.
An einem Ort, der – ganz im Gegensatz zu den bröselnden Objekten Roths – von Haus aus eigentlich eher der dauerhaften Stabilität verpflichtet ist, kann man derzeit in die Welt des 1998 in Basel gestorbenen Künstlers reisen. Das Arlesheimer Würth Forum des auch kulturell engagierten Befestigungsmittelherstellers stützt sich dabei auf die Sammlung des Unternehmers und gibt einen Einblick vor allem in Roths wichtigstes Schaffensjahrzehnt von der Mitte der 1960er an. Des Künstlers Ursprünge lagen in der Druckgrafik – passend, dass parallel Künstlerbücher zu sehen sind.
(na, fritze?) lakritze. Das Universum Dieter Roth
bis zum 18.7.2021
Forum Würth Arlesheim
Dornwydenweg 11
CH-4144 Arlesheim
Tel.: +41-61-7059595
Di – So 11 – 17 Uhr
Eintritt frei
www.forum-wuerth.ch
Text: Dieter Begemann
Bild: Forum Würth Arlesheim
Erstveröffentlichung in kunst:art 75