Provisorium in der Malerei

4.12.2020 – 16.1.2021 | Traklhaus

In den 1930er Jahren überfielen Joan Miró radikale Zweifel an dem, was die Malerei kann in Zeiten des aufkommenden Faschismus (sowohl in Deutschland wie auch in Spanien). Er spürte förmlich, wie lähmend bestimmte Ereignisse auf ihn wirkten und ihm Schmerzen verursachten. Im Bild „Painting (Head)“ von 1930 erkennt man einen pinkfarbenen Kopf, das Gesicht fehlt. In einer anderen Arbeit schemenhaft angedeutete Körper, gezeichnete Fragmente anderer Organe und Elemente, die möglicherweise einen neuen Körper zusammensetzen könnten.

Das sind Fragen, die in der Malerei von Gerlind Zeilner eine große Rolle spielen. Sie versuchte zunächst, sich aus der Oberhand der männlichen Malerei zu befreien, indem sie beispielsweise kritisch beleuchtete, was in der figurativ-abstrakten Malerei bei Männern und Frauen vor sich geht, etwa wenn sie die Gestik der Protagonisten bei Männern wie Jörg Immendorf oder Henri de Toulouse-Lautrec der amerikanischen Malerin Nicole Eisenman gegenüberstellt. Ähnliche Fragestellungen betreffen auch die Zeichnung innerhalb der Malerei (etwa bei Miró) und der fragilen Räume, die sie dabei in ihrer Malerei entstehen lässt.

Die gegenwärtige amerikanische Malerei spricht hier von „Provisional Painting“ (Raphael Rubinstein), die die Malerei unvollendet oder unfertig erscheinen lässt, dabei aber sehr fragil erscheint. Die Ausstellung im Traklhaus in Salzburg ist nach dem Künstlerhaus in Graz der zweite Teil eines großen Projekts von Gerlind Zeilner.

 

 

Gerlind Zeilner
4.12.2020 – 16.1.2021
Traklhaus
​Waagplatz 1a
A-5020 Salzburg
Tel.: +43-662-80422149
Di – Fr 14 – 18 Uhr, Sa 10 – 13 Uhr
www.traklhaus.at
Gerlind Zeiler

Text: Dr. Milan Chlumsky
Bild: Traklhaus
Erstveröffentlichung in kunst:art 76