Die Graphische Sammlung des Städtischen Museums Braunschweig zählt an die 50.000 graphische Arbeiten, etwa 10.000 davon sind Zeichnungen, der Rest Druckgrafik. Eine exquisite Auswahl von Rembrandt bis Richter ist nun zu sehen.
Die Druckgrafik hat in Braunschweig durch die Kupferstecher-Familie Beck einen entscheidenden Durchbruch gefeiert. Johann Georg Beck, ein Kupferstecher aus Augsburg, ließ sich 1706 hier nieder und wurde, einige Jahre später, zum Hofkupferstecher ernannt. Der Anfang war schwer, dann erfand Beck einen Bürgerkalender, in dem wenig von den üblichen allegorischen Darstellungen seiner Zeit zu sehen war, sondern vorwiegend Motive aus Braunschweig und Umgebung, was sich großer Popularität erfreute. Zu Becks Kunden zählten wohlhabende Bürger und der Klerus. Ein Teil der reichen Sammlung – vor allem mit den Motiven aus Braunschweig – gelangte in die Bestände des Städtischen Museums und des Stadtarchivs.
Indes ist das 16. Jahrhundert mit nicht allzu vielen Grafiken vertreten; an die 160 Druckplatten aus dieser Zeit sind vorhanden. Im 18. Jahrhundert waren es vor allem Einzelblätter, die in die Sammlung kamen, dank des Engagements des liberalen Bürgertums, so auch Arbeiten von Rembrandt. Auf der anderen Seite war es die Familie Beck – der Sohn des Gründers, Anton August führte die Werkstatt bis zu seinem Tode 1787 weiter –, die weitere Grafiken zusteuerte.
Für das 19. Jahrhundert weist das Museum die Sammlung des Architekten Peter Joseph Krahe (1757–1840) aus, die neben 860 eigenhändigen architektonischen Zeichnungen der Braunschweiger Bauten auch etwa 350 Blätter verschiedener Künstler aus dieser Zeit beinhaltet. Im 20. Jahrhundert wurde das Museum durch das Gästebuch des Braunschweiger Kunstsammlers Otto Ralfs (1892–1955) reich beschenkt. Zu sehen sind Zeichnungen und Collagen von Hans Arp, Lyonel Feininger, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky, Paul Klee und Kurt Schwitters.
Abgesehen davon finden sich in der Sammlung neben Radierungen von Rembrandt auch Lithographien von Georges Braque und Marc Chagall, Holzschnitte von Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner sowie Arbeiten von Gerhard Richter. In den Beständen trifft man ebenso Arbeiten von Horst Antes, Eduard Bargheer, Georg Baselitz wie auch von Max Beckmann, Otto Dix, Fernand Léger, Gerhard Marcks oder Henri Matisse.
Die Ausstellung gliedert sich in Themenbereiche wie „Rembrandt – Virtuose der Radierung“, „Gesichter und Gesichte – Bildnis, Selbstbildnis und Vision“, „Mit bloßer Haut – Akt“, „Gruppen und Dynamik – Der Mensch in der Gesellschaft“, „Gott und Götter – Mythologische Darstellungen“, „Paradiese und andere Schwebezustände – Natur und Landschaft“ sowie „Mit wenigen Strichen – Abstraktion“. Somit wird der Besucher zu einer Entdeckungsreise durch vier Jahrhunderte ausgewählter Druckgrafik eingeladen. Einige dieser Blätter wurden noch nie gezeigt.
Von Rembrandt bis Baselitz. Meisterwerke der Druckgraphik
18.10.2020 – 10.1.2021
Städtisches Museum Braunschweig
Haus am Löwenwall
Steintorwall 14
D-38100 Braunschweig
Tel.: +49-531-4704505
Di – So 11 – 17 Uhr, Do 11 – 18:30 Uhr
Eintritt: 5 €, erm. 2,50 €
www.braunschweig.de/kultur/museen/staedtisches_museum
Text: Dr. Milan Chlumsky
Bild: Städtisches Museum Braunschweig
Erstveröffentlichung in kunst:art 76