Das mutige Contra

3.10.2020 – 20.2.2021 | Kunst Museum Winterthur

Sich mit etwas mehr als zwanzig Jahren gegen einen allgemeinen Geschmack entscheiden und die besserverdienenden Schichten in Winterthur (und in der Schweiz) von dem überall geliebten Impressionismus zur Moderne zu führen – das darf man als Courage bezeichnen. Richard Bühler (1879–1967), der Sohn eines Textilfabrikanten, hat – zunächst für sich selbst, später mit seiner Cousine Hedy Hahnloser-Bühler – die moderne, postimpressionistische Kunst entdeckt. Mit den drei Nabis Pierre Bonnard, Félix Vallotton und Edouard Vuillard und mit den beiden Fauves Albert Marquet und Henri Manguin sagte er der ätherischen Schönheit der Impressionisten ade und wagte es, den weiblichen Akt so zu zeigen, wie die Maler ihn in der Wirklichkeit sahen.

Die Wende war radikal, und als Bühler 1907 zusammen mit Arthur Hahnloser die Leitung des Winterthurer Kunstvereins übernahm, war es der Durchbruch für diese neue französische Kunst, zumal Bührer dem Kunstmuseum eine Reihe von Bildern schenkte. Zudem entschloss sich der Sammler, einen Museumsneubau zu errichten, der 1916 seine Pforten öffnete und dann auch seine Kollektion beherbergte. Neben den genannten Malern präsentierte er auch die Bildhauer Aristide Maillol, Auguste Rodin und Charles Despiau zum ersten Mal in der Schweiz. Während der Wirtschaftskrise zu Beginn der 1930er Jahre musste er jedoch seine Sammlung verkaufen. Bühler blieb Präsident des schweizerischen Kunstvereins und bis 1946 Präsident des Schweizerischen Werkbunds. Ein charismatischer Sammler, dessen wiedervereinte Sammlung anlässlich der Winterthurer Ausstellung genauso spannend wie vor 100 Jahren ist.

 

 

Modernité – Renoir, Bonnard, Vallotton
3.10.2020 – 20.2.2021
Kunst Museum Winterthur
Reinhart am Stadtgarten
Stadthausstr. 6
CH-8400 Winterthur
Tel.: +41-52-2675162
Di – So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 19 CHF, erm. 16 CHF
www.kmw.ch

Text: Dr. Milan Chlumsky
Bild: Kunst Museum Winterthur
Erstveröffentlichung in kunst:art 76