Im Alltag nehmen wir meist unsere Umgebung kaum wahr und fokussieren uns nur auf die relevanten Ereignisse wie Gefahrenquellen oder den Weg zur Arbeit. In den allermeisten Situationen ist das auch sinnvoll, da unser Gehirn sonst einer permanenten Reizüberflutung ausgesetzt wäre. Aber in manchen Momenten muss man auch einfach seine Umwelt auf sich wirken lassen, um zu erkennen, dass (fast) alles bewundernswert ist.
Mit dieser Einstellung geht auch Peter Aerschmann durch die Welt und fotografiert alltägliche Dinge und Geschehnisse, um so seine Bilddatenbank zu erweitern. Später erstellt er dann ganz neue Geschehnisse aus seinen zuvor aufgenommenen Bildern, die er ausschneidet, vor einem neutralen Hintergrund platziert und in einem Bilderloop abspielen lässt, so dass der Betrachter immer von Neuem das Geschehene interpretieren kann. Die Bedeutung ist letzten Endes offen und liegt im Auge des Betrachters. So kann es dazu kommen, dass verschleierte Muslima aus Alexandria mit schwarz vermummten, schwer bewaffneten Polizisten aus New York zusammentreffen, womit der Künstler auf gesellschaftliche, politische und kulturelle Spannungen hinweisen möchte.
Die Ausstellung “Ghosts” im Schloss Spiez zeigt ausschließlich Werke von Peter Aerschmann, bei denen Geister als Vermittler zwischen den Welten dienen und die Grenzen unserer Wahrnehmung herausfordern. Die Werke stehen außerdem im direkten Dialog mit der historischen Umgebung von Schloss Spiez.
Ghosts. Videokunst von Peter Aerschmann
bis zum 31.10.2021
Schloss Spiez
Schlossstr. 16
CH-3700 Spiez
Tel.: +41-33-6541506
Mo 14 – 18 Uhr, Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 10 CHF, erm. 8 CHF
www.schloss-spiez.ch
Text: Jonas Gerwens
Bild: Schloss Spiez
Erstveröffentlichung in kunst:art 80
