Mitten in der Pandemie war Zheng Bo (* 1974), der in Hongkong lebt und arbeitet, Artist in Residence im Berliner Gropius Bau. Das schränkte vieles ein, was man von solch einem Programm erwartet, so dass man beispielsweise das Kulturleben der Stadt viel weniger erkunden konnte, als man das zu tun beabsichtigte. Aber auf der anderen Seite fokussiert einen die soziale Distanz auf die künstlerische Arbeit.
Zheng Bo betrachtet als Künstler insbesondere das soziale Zusammenleben der Menschen, die Auseinandersetzung mit der Klimakrise und die Gleichstellung der unterschiedlichen Lebensformen auf der Erde. So ist seine Fragestellung zu Beginn des Residence-Programms auch „Wie können wir Menschen eine Sensibilität für die Politik der Pflanzen entwickeln?“. Damit geht er einige Schritte weiter, als das die Wissenschaft in der Klimafrage macht. Denn damit sind Pflanzen nicht ein Mittel zum Zwecke der Vermeidung des Klimakollapses, sondern ein gleichberechtigter Partner.
Kunst sei für Bo die Möglichkeit, eine „ökologische Sensibilität“ zu erlernen, die alle Formen des irdischen Lebens einbezieht, wie der Pressetext des Gropius Baus ihn zitiert. Natürlich fußt das auf einer chinesischen Philosophie, dem daostischen Begriff „Wanwu“, der für die „unendlichen Möglichkeiten des Lebens in all seinen Formen“ steht. Möglicherweise sind unsere mutigsten Pläne und die Forderungen von „Fridays for Future“ ja viel zu defensiv und viel zu kurz gedacht?
Zheng Bo: Wanwu Council
21.6. – 23.8.2021
Gropius Bau
Niederkirchnerstr. 7
D-10963 Berlin
Tel.: +49-30-254860
Mo + Mi – Fr 10 – 19 Uhr
Eintritt: 15 €, erm. 10 €
www.berlinerfestspiele.de/de/gropiusbau
Text: Mathias Fritzsche
Bild: Gropius Bau
Erstveröffentlichung in kunst:art 80