Mit der Ausstellung „Light out of Darkness“ präsentiert das Museum Tinguely eine repräsentative Auswahl von neun Filmen des US-amerikanischen Ausnahmekünstlers Bruce Conner (1933–2008). Experimentelles Schaffen und medienübergreifende Vielseitigkeit zeichnen das Gesamtwerk des Künstlers aus, mit seinem filmischen Werk setzte er neue Maßstäbe, insbesondere im Bereich des Kurzfilms, dessen zeitlose Aussagen bis heute an Aktualität nichts eingebüßt haben.
Zu den Pionierleistungen der Medienkunst zählt unter anderem seine Arbeit „MEA CULPA“: Rhythmisch aufeinander abgestimmt wird ein Lehrfilm aus dem Bereich der Physik mit Musik von David Byrne und Brian Eno abgespielt. Das gleichnamige Musikstück stammt aus dem im Jahr 1981 veröffentlichen Album „My Life in the Bush of Ghosts“. Der Film entstand in einer ersten Zusammenarbeit zwischen Conner und den beiden Musikern und zählt zu den Wegbereitern der Videoclips.
Als Basis für seine Werke dienten ihm oftmals „gefundene Aufnahmen“. So gelang es ihm zum Beispiel, an geheimes Material der US-Army zu kommen: Unter dem Decknamen „Operation Crossroads“ führte die amerikanische Armee im Sommer 1946 in der Südsee im Bereich des Bikini-Atolls atomare Unterwasser-Sprengungen durch. Ziel dieses Experiments war unter anderem herauszufinden, wie sich die durch die Zündung der Atomwaffen entstandene Druckwelle auf vorbeifahrende Schiffe auswirkte. Zahlreiche Kameras filmten die Detonationen aus verschiedensten Perspektiven.
Für seine Arbeit „CROSSROADS“ schnitt Conner das so entstandene Material der Explosionen zu einem dramatischen Film zusammen und unterlegte ihn mit Musik von Patrick Gleeson und Terry Riley. Die in „CROSSROADS“ gezeigten Fontänen aus Wasser und Geröll ließ so die unglaubliche Wucht atomarer Sprengungen sichtbar werden. Darüber hinaus besitzen die Bilder eine eigene Ästhetik, losgelöst von inhaltlichen Botschaften, die insbesondere in Zusammenhang mit der Musik neue Möglichkeiten der Interpretation eröffnen.
Bereits 1958 hat Conner durch den Zusammenschnitt von Höhepunkten aus verschieden Filmen sein erstes Werk „A MOVIE“ mit einem Produktionsbudget von 3 Dollar erschaffen. Der als Loop angelegte Film untersucht die Grenzen im Bereich der visuellen Wahrnehmung und den Einfluss von Musik.
Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten bieten Einblicke in die unterschiedlichen Schaffensphasen des Künstlers. Als roter Faden zieht sich Conners kritische Haltung und seine radikale Kompromisslosigkeit durch alle Werke.
Bruce Conner. Light out of Darkness
bis zum 28.11.2021
Museum Tinguely
Paul Sacher-Anlage 2
CH-4002 Basel
Tel.: +41-61-6819320
Di – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 18 CHF, erm. 12 CHF
www.tinguely.ch
Text: Karin Gerwens
Bild: Museum Tinguely
Erstveröffentlichung in kunst:art 81