Genau hundert Jahre ist es her, dass Alexander Jawlenski nach einem Ausstellungserfolg im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden geblieben ist und sich niedergelassen hat. Die Stadt bekam damit einen ihrer prominentesten „Söhne“ im Erwachsenenalter. Auch privat brachen für Jawlenski, den „Russischen Rembrandt“, neue Zeiten an. Bis dahin hatte er in der Schweiz gelebt und war mit Marianne von Werefkin liiert. Allerdings nicht verheiratet, denn eine Hochzeit hatte sie in kluger Voraussicht abgelehnt. In Wiesbaden heiratete Jawlenski aber Werefkins ehemaliges Dienstmädchen, mit dem er bereits einen Sohn hatte. Scheinbar glückliche Zeiten erwarteten ihn also in Wiesbaden, allerdings sollten sie nicht lange unbeschwert bleiben. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde er verfemt, seine Werke aus dem Museum Wiesbaden entfernt. Nach dem Krieg versuchte das Haus, diesen Verlust zu korrigieren und erwarb wieder Bilder von Alexander Jawlenski.
Heute hat es 111 Arbeiten in seinem Bestand. Zum hundertjährigen Jubiläum der Ankunft des Malers in der Stadt werden sie gezeigt. Es ist das erste Mal, dass der komplette Bestand in einer Ausstellung zu sehen ist, der Titel „Alles!“ ist also wörtlich zu nehmen. Neben prominenten Highlights wie seinem Selbstbildnis von 1912 oder der „Dame mit Fächer“ von 1909 werden auch zurückhaltende Arbeiten wie ein in Kohle auf Papier gezeichneter „Liegender Akt“ einen Einblick in Jawlenskis Schaffen geben. Fotografien des Meisters in der Stadt ergänzen das Bild von Alexander Jawlenski in Wiesbaden.
Alles! 100 Jahre Jawlensky in Wiesbaden
17.9.2021 – 27.3.2022
Museum Wiesbaden
Friedrich-Ebert-Allee 2
D-65185 Wiesbaden
Tel.: +49-611-3352250
Di – So 10 – 18 Uhr, Di + Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 7 €
www.museum-wiesbaden.de
Text: Jan Bykowski
Bild: Museum Wiesbaden
Erstveröffentlichung in kunst:art 81