Der Schein als Sein

30.07.2021 - 31.01.2022 | Residenzgalerie/DomQuartier Salzburg

Die plastisch gemalten Bilderlandschaften des Barockzeitalters, der Jahre 1600–1800, in der groß angelegten Schau zur österreichischen Barocklandschaft in der Residenzgalerie in Salzburg können das Publikum in Staunen versetzen. Dies gelingt den Verantwortlichen Maga. Astrid Ducke und Dr. Thomas Habersatter anhand der Vielzahl und der Vielfalt an Objekten, auch mit einem umfassenden (kunst-)historischen Arrangement dieser Periode.

Die Präsentation der rund 85 Gemälde, Kupferplatten und Holzbilder erfolgt in elf Räumen. Die Kunstwerke werden präsentiert in Themengruppen sowie einem Schwerpunkt zur chronologischen Aufbereitung der österreichischen Barocklandschaft, in einem Raum für die Jahre 1600–1700 und einem weiteren für die Jahre 1700–1800. In den ersten beiden Räumen wird die flämische Landschaftsmalerei erklärt. Mit Vergleichen zu italienischen und französischen Vorbildern wird auf die besondere Entwicklung der österreichischen Barocklandschaften eingegangen. Dann folgen Themengruppen wie der „Wald – Wildnis – Naturphänome“, „ideale Landschaften – Gebirgslandschaften“, „Jagddarstellungen“, „Landschaft in „Form“ gebracht – galante Feste“, „Vedute“ und zum Ausklang analog zum Beginn, am Ende der Präsentation in Raum 11, die „Entwicklungen hin zum Klassizismus“. Dabei wird die Wandlung des künstlerischen Stils als Teil eines historisch oder auch gesellschaftlich anderen Verständnisses zum Motiv thematisiert.

Gerade in Salzburg ist die Kunst des Barockzeitalters allgegenwärtig: der Dom, als erster frühbarocker Bau jenseits der Alpen erbaut von Santino Solari (1576–1646), die Kollegienkirche, die Dreifaltigkeitskirche oder der Mirabellgarten mit seinem Zwergengarten. Allesamt Meisterwerke des Barocks und unerlässlich verbunden mit der Scheinarchitektur vor allem eines Künstlers und Baumeisters, Bernhard Fischer von Erlach. Diese architektonischen Illusionen finden sich in den Gemälden der Zeit wieder. Da wundert es nicht, dass die Residenzgalerie in ihrem namensgebenden Bauwerk, der Residenz, Platz gefunden hat. Zumal dort mit den Deckenfresken von Johann Michael Rottmayr (1654–1730) und Martino Altomonte (1657–1745) der Scheinarchitektur meisterhaft Raum geboten wird. Diese beiden Künstler gelten als Begründer einer selbstständigen österreichischen Barockmalerei. Oder Johann Christian Brand (1722–1795), bei dessen Landschaftsmalerei sich die Wirklichkeit in so einzigartiger Weise widerspiegelt, dass sie wegweisend für das 19. Jahrhundert wurde. Zu sehen ist dies zum Beispiel bei „Donaulandschaft, vom Bisamberg aus gesehen“, um 1790.

Diese Lebendigkeit, dieses leidenschaftliche Wiedergeben von Motiven gelingt auch bei der Vedute, die als Teil der Landschaftskunst zu der Zeit äußerst bedeutend war. Fraglos kann eingewandt werden, ein sich im Sturm biegender Laubbaum mit schwingenden Ästen wie von Anton Faistenberger (1663–1708) bietet eine andere Intensität als eine möglichst wirklichkeitsgetreue Stadtansicht. Doch durch fähige, geschickte Künstler erscheinen auch die Motive dieses Genre beinahe zum Greifen nahe. Der Schein als Zauber des Barocks wird mit der Ausstellung eingefangen. Wer möchte, kann sich verzaubern lassen.

Bereits seit ihrer Jungend hegt die Theaterwissenschaftlerin und Historikerin Greta Sonnenschein eine große Affinität zu den Palästen, Kirchen und Opernhäusern des Barocks, europaweit.

 

 

 

Natur wird Bild. Österreichische Barocklandschaften
bis zum 31.1.2022
Residenzgalerie
DomQuartier Salzburg
Residenzplatz 1/Domplatz 1a
A-5020 Salzburg
Tel.: +43-662-80422109
Mo + Mi – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 13 €, erm. 10 €
www.domquartier.at

Text: Greta Sonnenschein
Bild: Residenzgalerie/DomQuartier Salzburg
Erstveröffentlichung in kunst:art 81