Eine niederländische Expressionistin

25.9.2021 – 06.2.2022 | Kunsthaus Stade

Van Heemskerck? Das ist doch der niederländische Künstler, der so wunderbare Bilder vom Rom des 16. Jahrhunderts überliefert hat? Ja schon, aber der Nachname taucht ein zweites Mal in der Kunstgeschichte auf: Jacoba van Heemskerck (1876–1923) war eine Malerin des Expressionismus und ihr Wirkungsfeld (und ihre Bekanntheit seinerzeit) war keineswegs auf die heimischen Niederlande beschränkt. Sie war eine der ersten Frauen, die an der Akademie der Bildenden Künste in Den Haag studieren konnten. In Paris dann, dem Zentrum der Kunstwelt, war ihre künstlerische Orientierung vom französischen Pointillismus geprägt, die Sujets aber blieben zunächst das maritime Leben an der Nordseeküste.

Radikal anders wird alles durch den Kontakt zum Expressionistenguru Herwarth Walden, der Heemskerck 1913 einlädt zum „Ersten Deutschen Herbstsalon“ nach Berlin. Der Galerist und Herausgeber bleibt ihr Mentor, publiziert sie in seiner Zeitschrift „Der Sturm“ und vermittelt vor allem Kontakte zur internationalen Avantgarde: Archipenko, Kandinsky, Chagall, Klee und anderen. Die Künstlerin sucht, vor allem in Folge des Krieges, eine Alternative zur wie auch immer abstrahierten Darstellung von äußerer Realität – die Sehnsucht nach Spiritualität bringt sie zur malerischen Abstraktion. Bis zu ihrem frühen Tod kann sie einigen Erfolg verbuchen, das Bauhaus nimmt sie in ein Mappenwerk auf, eine amerikanische Zeitschrift druckt Grafik. Der heute weitgehend vergessenen Künstlerin richtet das Kunsthaus Stade eine lang verdiente Retrospektive aus.

 

 

 

Jacoba van Heemskerck. Kompromisslos modern
25.9.2021 – 06.2.2022
Kunsthaus Stade
Wasser West 7
D-21682 Stade
T +49 (0) 4141 79 773 20
Di – Fr 10 – 17 Uhr, Mi 10 – 19 Uhr, Sa + So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 4 €
www.museen-stade.de/kunsthaus

Text: Dieter Begemann
Bild: Kunsthaus Stade
Erstveröffentlichung in kunst:art 81

Über Dieter Begemann 269 Artikel
Begemanns Blog: Sternschnuppen An dieser Stelle soll es um ästhetische Sternschnuppen gehen und, wie es die Schnuppen so machen, sollen sie hin und her zischen auf manchmal verblüffenden Kursen – kreuz und quer! Ich konnte (und musste zum Glück mich auch nie) entscheiden zwischen praktisch-bildkünstlerischen und theoretischen Interessen: Ich liebe Malerei und Bildhauerei, begeistere mich für Literatur, bin ein Liebhaber von Baukunst und Design –aber meine absolute Leidenschaft gehört der Gestaltung von Gärten und Autos. Und, eh ich’s vergesse: natürlich dem Film!!