In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ging alles Schlag auf Schlag, als sich die Verfahren zur Sichtbarmachung von Bildern mittels optischer Systeme und vor allem deren Haltbarmachung bündelten. Mit den fotografischen Verfahren von Nièpce, der als Erfinder der Fotografie gilt und dessen Fotoarbeit von 1826 bis heute als älteste proklamiert wird, von Daguerre, der mit der Daguerreotypie ein System zur Fixierung als unikates Direktpositiv lieferte, und von Talbot, dessen Negativ-Positiv-Verfahren die Vervielfältigung von Fotografien erlaubte, begann ein magisches Zeitalter, das es erlaubte, den Lauf der Zeit ein Stück weit anzuhalten und Orte zu vergegenwärtigen, die nicht für jedermann erreichbar waren.
Die technischen Errungenschaften des neuen Mediums Fotografie, deren naturnaher Detailreichtum und unverfälschte Präzision, fanden nicht nur bei Fotografen in den großen europäischen Metropolen wie Paris, London oder Berlin Anklang, sondern eben auch im ländlichen Raum der Schweiz, der zu jener Zeit kein kulturelles Zentrum aufweisen konnte.
Der Fokus der Ausstellung in der Fotostiftung Schweiz liegt auf den ersten 50 Jahren der Fotografie, wie sie speziell in der Schweiz mitsamt ihrer lokalen Divergenzen etwa zwischen der französischen Schweiz und der deutschen Schweiz produziert und vorangetrieben wurde. Zu den Schweizer Pionieren des Mediums zählten Emanuel Friedrich Dänzer, Rudolph Heinrich Ernst, Antoine Détraz, Friedrich von Martens oder auch Friedrich Gysi. Trotz aller regionaler Unterschiede wurde Fotografie in ihren Anfängen stets als Handwerk begriffen. Sie mauserte sich erst im 20. Jahrhundert zu einem künstlerischen Medium – das mit seinen mannigfaltigen Gebrauchsweisen anhand von über 300 Originalobjekten beleuchtet wird.
Nach der Natur. Schweizer Fotografie im 19. Jahrhundert
23.10.2021 – 30.1.2022
Fotostiftung Schweiz
Grüzenstr. 45
CH-8400 Winterthur
Tel.: +41-52-2341030
Di – So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 20 Uhr
Eintritt: 12 CHF, erm. 10 CHF
www.fotostiftung.ch
Text: Dr. Denise Susnja
Bild: Fotostiftung Schweiz
Erstveröffentlichung in kunst:art 82
