Die Ausstellung, in der das Aargauer Kunsthaus den Künstler Jacopo Belloni präsentiert, ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Nicht nur, dass der junge Italiener den Förderpreis „New Heads“ der Haute école d’art et de design (HEAD) in Genf für seine Werke erhalten hat, auch die Kooperation zwischen der renommierten Akademie und dem Aargauer Kunsthaus ist erwähnenswert, da immer nur zwei Museen für die Präsentation der Preisträger ausgewählt werden. Eines davon ist in diesem Jahr das Aargauer Kunsthaus.
Der 1992 in Ancona geborene Belloni schloss in diesem Jahr den Masterstudiengang Bildende Kunst an der HEAD ab. Für den Förderpreis überzeugte er die Juroren mit seinen Abschlussarbeiten, die sich mit sogenannten „Glücksbringern“ beschäftigen. Manchen Gegenständen wird eine gewisse Schutzfunktion zugesprochen, sie sollen einen vor Unglück oder was einem sonst noch so im Leben widerfahren kann bewahren.
Problematisch ist, dass aus der Angst vor unerwarteten oder unerwünschten Situationen ein lukratives Geschäft entstanden ist und Objekte wie Kleeblätter, Fliegenpilze oder Hufeisen gewinnbringend vermarktet werden, der ursprüngliche Sinn dieser Symbole aber aus dem historischen Kontext gerissen wurde.
Im Verlauf seiner Karriere ergänzte Belloni das Spektrum der „Glücksbringer“ mit eigenen humorvollen Ideen, unter anderem erforschte und entwickelte er Skulpturen, die angezogen oder übergestülpt werden können: Ein aus kleinen, aber sehr dicken Schaumstoffstücken zusammengenähter Ganzkörperanzug, der als Schutz vor Verletzungen beim möglichen Fall von Leitern verwendet werden kann und den Träger zu einer Art Michelin-Männchen mutieren lässt. Eine skelettartige Skulptur, die vor dem Gesicht getragen wird und an archaische Rituale aus grauer Vorzeit erinnert.
Ebenfalls in der Ausstellung präsentiert wird die kürzlich entstandenen Arbeit „Prophecies after the blaze“: An der Wand befestigte Schriftzüge aus Asche, die von einem Feuer stammen, an dem Belloni gemeinsam mit seinen Freunden gesessen hat. Das Feuer steht hier symbolisch für die Verwandlung von etwas Vergangenem in etwas Neues: Aus der Geschichte entsteht Zukunft.
Bereits während seiner ersten Ausbildung an der renommierten Kunstakademie Brera in Mailand, die Belloni 2014 mit dem Bachelor abschloss, schulte und erweiterte er seinen künstlerischen Blick durch die Beschäftigung mit kritischen Theorien aus der Kunst- und Kulturgeschichte. Durch seine Arbeiten lässt uns Jacopo Belloni an seinem kritischen Blick teilhaben.
New Heads: Jacopo Belloni
13.11.2021 – 2.1.2022
Aargauer Kunsthaus
Aargauerplatz
CH-5001 Aarau
Tel.: +41-62-8352330
Di – So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 17 CHF, erm. 12 CHF
www.aargauerkunsthaus.ch
Text: Karin Gerwens
Bild: Aargauer Kunsthaus
Erstveröffentlichung in kunst:art 82
