Der in Dresden 1905 gegründeten Künstlergemeinschaft „Brücke“ ging es nicht nur um eine neue, von der Tradition abgekoppelte Kunst, sondern um ein anderes Leben. E. L. Kirchner und seine Mitstreiter setzten sich entschieden ab von den Konventionen der wilhelminischen Gesellschaft und proklamierten eine neue Einheit des Menschen mit der Natur, ein Anliegen, das damals auch mannigfaltige Lebensreformbewegungen umtrieb. Kulminationspunkt der sich als dezidiert antibürgerlich verstehenden Bestrebungen war die unbekleidete Bewegung in der (als frei von gesellschaftlichen Zwängen verstandenen) Natur und die künstlerische Darstellung des Badetreibens.
Was an den Moritzburger Teichen bei Dresden begann, bildet ein Zentralthema von Kirchners künstlerischem Werk.
Das Aschaffenburger Kirchnerhaus Museum, eingerichtet im Geburtshaus des Expressionisten, lädt nun zu einer um dieses Motiv kreisenden Schau ein. Ein absoluter Hingucker gleich am Bahnhof ist ein mächtiger Kubus: Darin die begehbare Rekonstruktion eines verlorenen Hauptwerks, des monumentalen Gemäldezyklus, den Kirchner im Treppenhaus des Sanatoriums in Königstein/Ts. realisierte, in dem er sich vom Schock des Kriegseinsatzes erholte. Der hartnäckige Forschungsfleiß der Kuratorin Brigitte Schad brachte lang verschollen geglaubte Farbdias wieder ans Licht, die als Basis der Wiederentstehung dienten. Neben Gemälden und Aquarellen ist in der Ausstellung auch das originale Karton-Entwurfsmodell des Künstlers zu sehen.
Kirchners Badende. Einheit von Mensch und Natur
16.10.2021 – 16.1.2022
KirchnerHAUS Aschaffenburg e.V.
Ludwigstr. 19
D-63739 Aschaffenburg
Tel.: +49-6021-5809250
Di – Fr 14 – 17 Uhr, Sa + So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 5 €
www.kirchnerhaus.com
Text: Dieter Begemann
Bild: KirchnerHAUS Aschaffenburg e.V.
Erstveröffentlichung in kunst:art 82