Eine starke Position

03.09.2021-16.01.2022 | Die Photographische Sammlung SK Stiftung Kultur

Der erste Eindruck zählt. Wohlwissend, dass der bei zeitgenössischer Kunst durchaus trügerisch sein kann und ein Blick hinter die Kulissen durchaus angebracht ist. Der erste Eindruck bei der Auseinandersetzung mit Gerhard Winklers Fotografien, die derzeit in der SK Stiftung Kultur zu sehen sind, vermittelt ein Bild eines Künstlers, der ganz und gar dem Gegenstand verpflichtet ist. Sachlich und nüchtern entwirft er ein Bild seiner Umwelt, so der erste Eindruck. Zudem scheint der 1962 geborene Künstler eine große Vorliebe für Meeresbewohner zu haben. In Reih und Glied hängen die Doraden, Makrelen, Sardinen, Barsche, Kalmare, Sepien und Kraken an der Wand.

Auf einem weißen Wachstuch einzeln in strenger Komposition mit dem Kopf nach links liegend hat Winkler die Tiere fotografiert. In ihrer isolierten Darstellung auf weißem Hintergrund bekommen die Kreaturen eine schwerelose, hyperrealistische Anmutung. Realer und präziser als die Wirklichkeit, die man an den Fischständen vorfindet. Und hier lohnt ein Blick hinter die Kulissen. Winkler geht in der zeitgenössischen Fotografie konsequent und erfolgreich einen singulären Weg, indem er seine Sujets, zu denen auch Hunde, Menschen und Fleischstücke zählen, isoliert in den Fokus rückt. Die Schwarz-Weiß-Abzüge auf Barytpapier werden schließlich mit Eitemperafarbe handkoloriert. So entstehen hochästhetische Bildwerke eigenwilliger Kreaturen, die staunen lassen und Respekt einfordern. Gerhard Winklers sensible Beschreibungen seiner Umwelt rücken je nach Sichtweise ins Metaphysische und öffnen einen Raum für vielfältige Assoziationen weit über den ersten Eindruck hinaus.

 

 

Gerhard Winkler. Specimen
bis zum 16.1.2022
Die Photographische Sammlung
SK Stiftung Kultur
Im Mediapark 7
D-50670 Köln
Tel.: +49-221-88895300
Mo, Di + Do – So 14 – 19 Uhr
Eintritt NN
www.photographie-sk-kultur.de

Text: Stefan Simon
Bild: Die Photographische Sammlung SK Stiftung Kultur
Erstveröffentlichung in kunst:art 82