Projektionsfigur zweier Systeme

bis zum 30. Januar 2022 | Museum Ludwig

Die Kunst von Pablo Picasso im Spiegel der grundverschiedenen Präsentation und Rezeption in der deutschen Nachkriegszeit ist nun im Museum Ludwig zu erleben. Dabei sind zwei Phasen bestimmend, die Zeit des Nationalsozialismus und der Kalte Krieg, denn die Reflexion der künstlerischen Moderne musste nach 1945 erst kleinteilig aufgearbeitet werden und der Kalte Krieg drängte dem kapitalistischen Deutschland andere Deutungsansätze der Kunst auf als dem realsozialistischen, kommunistischen Teil. So war letzterer auf Picassos politisches Engagement als Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs deutlich stärker fokussiert; seine Kunst war dort zwar weniger zu sehen, doch wurde er intensiver diskutiert als im Westen, wo seine Formvielfalt und Produktivität im Vordergrund standen.

Die Kölner Ausstellung zeigt neben der umfangreichen Picasso-Sammlung des Hauses poli-tische Werke, etwa das Gemälde „Massaker in Korea“ (1951) aus dem Musée Picasso Paris. Eingefasst werden sie in rund 150 Exponate, die Picassos Œuvre um seinen Wirkungskontext erweitern: Ausstellungsansichten, Plakate, Presseberichte, Briefe, Filme und Fernsehberichte. Für die von einer Publikation und einer Website flankierte Schau wurden zwei Arbeiten eigens in Auftrag gegeben: Die Architektur des Künstlers Eran Schaerf bringt die künstlerischen Werke und ihren sozialen Gebrauch in einen unhierarchisch offenen Dialog. Und Peter Nestlers Film „Picasso in Vallauris“ integriert nicht nur Picassos Wandgemälde „Krieg und Frieden“ in die Ausstellung, er blickt auch auf seine Produktion, Beziehungen und politischen Verbindungen.

 

 

Der geteilte Picasso. Der Künstler und sein Bild in der BRD und der DDR
bis zum 30. Januar 2022
Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz
D-50667 Köln
Tel.: +49-221-22126165
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 13 €, erm. 8,50 €
www.museum-ludwig.de

Text: Ninja Elisa Felske
Bild: Museum Ludwig
Erstveröffentlichung in kunst:art 82