Visuelle Lebensbeschreibungen

bis zum 20.03.2022 | Kulturhistorisches Museum Barokhaus

Eigentlich war die Ausstellung bereits im Jahr 1937 geplant. Zu unangepasst waren jedoch sowohl die Lebensweise als auch das künstlerische Schaffen von Charlotte E. Pauly (1886–1981), und so wurden ihre Werke von den Nationalsozialisten als „entartete Kunst“ diffamiert.

Ein zentrales Charakteristikum ihrer Arbeiten, die nun im Graphischen Kabinett des Kulturhistorischen Museums in Görlitz zu sehen sind, war stets die Wiedergabe von Erlebtem; und an Erlebnissen mangelte es ihr fürwahr nicht. Geboren in Niederschlesien, studierte Pauly Kunstgeschichte und promovierte in diesem Fach als eine der ersten Frauen in Deutschland. Währenddessen reifte bereits ihr Entschluss, Malerin zu werden, und sie studierte anschließend bei Bernhard Pankok an der Kunstgewerbeschule Stuttgart. In den folgenden beiden Jahrzehnten unternahm sie ausgedehnte Reisen durch Marokko und Spanien sowie durch Griechenland, Syrien, Libanon, Palästina und den Irak.

Die Künstlerin ließ sich anschließend in Berlin nieder, wo ihre Kunst seit den 1950er Jahren zunehmend wiederentdeckt wurde. Die Grafiker Dieter Goltzsche und Herbert Tucholski regten sie dazu an, ihre Zeichnungen in Druckgrafiken weiterzuverarbeiten.
Dieter Goltzsche war es auch, der 2019 dem Görlitzer Museum 130 Werke Paulys schenkte, aus denen die Exponate der Ausstellung ausgewählt wurden. Zu ihrem Œuvre sagte der Künstlerfreund: „Charlotte E. Paulys sprödes und kraftvolles Werk muss man anschauen, keine noch so engagierte Lebensbeschreibung könnte seinen Reiz erklären.“

 

 

 

Charlotte E. Pauly. Zeichnungen und Druckgrafiken
bis zum 20.03.2022
Kulturhistorisches Museum Barokhaus
Neißstr. 30
D-02826 Görlitz
Tel.: +49-3581-671355
Di – Do 10 – 17 Uhr, Fr – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 4 €
www.goerlitzer-sammlungen.de

Text: Ninja Elisa Felske
Bild: Kulturhistorisches Museum Barokhaus
Erstveröffentlichung in kunst:art 82