Endlich zusammen: Lotte Jacobi & Lotte Reiniger

22.1. – 20.3.2022 | Käthe-Kollwitz-Museum Berlin

Eine Ausstellung gibt es im Berliner Käthe-Kollwitz-Museum noch. Dann zieht das Haus nach 36 Jahren aus der Charlottenburger Fasanenstraße ins Schloss Charlottenburg um. Mit einer Lotte Jacobi und Lotte Reiniger gewidmeten Schau bezieht sich dieses aus der Sammlung des Galeristen Hans Pels-Leisden hervorgegangene Haus aber noch einmal auf seine angestammte Nachbarschaft.

Denn nicht weit vom Museumsstandort in der Fasanenstraße entfernt befand sich ab 1921 das fotografische Atelier der Jacobis in der Joachimsthaler Straße. Dort hatte Lottes Vater Sigismund sich niedergelassen, nachdem seine Tochter mit Mann und Kind bereits in Jahr zuvor aus Posen nach Berlin gekommen war. Lotte Jacobis Urgroßvater war Fotograf und hatte sein Handwerk noch bei Daguerre persönlich gelernt, sie selbst gehörte also schon in vierter Generation dieser Lichtbild-Dynastie an. Wie schon ihr Vater spezialisierte sich auch Lotte Jacobi vor allem auf Porträtfotografie und machte sich einen Namen in der Berliner Gesellschaft. 1927 übernahm sie das Atelier ihres Vaters, zwei Jahre später traf sie auch auf Käthe Kollwitz. Ein Bildnis von ihr kommt aus dem Jüdischen Mueum in die Ausstellung. Neben dem Porträt waren es die Bühnen und das Theater, die Lotte Jacobis Arbeit insipirierten. Zeit und Raum waren hierzu perfekt, Lotte Jacobis Kamera war bei der Premiere der Dreigroschenoper ebenso dabei wie bei Auftritten von Karl Valentin und Liesl Karlstadt.

In der Nähe zur darstellenden Kunst begegnen sich Lotte Jacobi und die gebürtige Charlottenburgerin Lotte Reiniger, die zweite Künstlerin der Ausstellung. Dass diese heute nicht nur als Buchillustratorin, sondern vor allem als bedeutsame Person in der Entwicklung des Animationsfilms bekannt ist, liegt an ihren Filmen in Scherenschnitt-Technik. 1926 erweckte sie „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ als Silhouetten zum Leben auf der Leinwand. Damit legte sie zugleich den ersten abendfüllenden Trickfilm vor und kam sogar Walt Disney und seinem „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ immerhin elf Jahre zuvor.

Die Terrorherrschaft des Nationalsozialismus beendete diese kreative Phase der Kunst in Deutschland. 1935 verließ Lotte Reiniger Berlin, im selben Jahr wie Lotte Jacobi. Fortan sollten beide das Kulturleben anderer Länder bereichern, Lotte Reiniger jenes in Großbritannien, Lotte Jacobi das in den USA. Als Jüdin hatte sie zunächst keine Chance, sicher nach Deutschland zurückzukehren. So blieb sie zunächst in New York, später ließ sie sich in New Hampshire nieder. An beiden Orten konnte sie ihre Arbeit erfolgreich fortsetzen und stiftete ihr Archiv 1985 an die dortige Universität. 1990 ist Lotte Jacobi in New Hampshire verstorben. Lotte Reiniger ist noch während des Krieges nach Berlin zu ihrer kranken Mutter zurückgekehrt. Lange hat es aber auch sie nicht mehr gehalten. 1948 zog sie endgültig nach London und widmete sich dort ihrer filmischen Arbeit. Das Käthe-Kollwitz-Mueum bringt beide nun erstmals in einer Ausstellung wieder in Berlin zusammen.

 

 

Lotte Jacobi & Lotte Reiniger
22.1. – 20.3.2022
Käthe-Kollwitz-Museum Berlin
Fasanenstr. 24
D-10719 Berlin
Tel.: +49-30-8825210
Täglich 11 – 16 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 4 €
www.kaethe-kollwitz.berlin

Text: Jan Bykowski
Bild: Käthe-Kollwitz-Museum Berlin
Erstveröffentlichung in kunst:art 83