Während die Künstler in der BRD vielfach in Konfrontation mit den gesellschaftlichen Grenzen und dem Kunstkanon gingen, war der Lebenslauf eines Künstlers auf der anderen Seite der deutsch-deutschen Grenze eher vom Abtauchen in die Auseinandersetzung mit der Form und der vertieften Suche nach dem eigenen künstlerischen Ausdruck gekennzeichnet. Anna Franziska Schwarzbach tat genau das, auch weil sie dem eigenen künstlerischen Erbe etwas entgegensetzte: Ihr Hauptthema wurde der Mensch. Ihm gab sie in Material und Darstellungsformen ein Abbild, dessen Inneres sie ganz behutsam nach außen stülpt. Ihre spröden Eisen- und Bronzeplastiken, aber auch ihre Hinwendung zu Holzskulpturen bilden einen der beiden Schwerpunkte in der umfangreichen Werkschau, die noch bis zum 28. August dieses Jahres im Kunstmuseum Moritzburg zu sehen ist.
Erstmals wird damit der Künstlerin eine so umfangreiche Schau gewidmet, die auf diese Weise auch die Schaffensphasen der Künstlerin nachvollziehbar macht. Mittels der eigenen künstlerischen Suche grenzte sie sich ganz selbstbestimmt von dem ikonischen Schaffen des eigenen Vaters, des Bildhauers Hans Brockhage, ab. Auch deshalb fiel ihre Wahl zunächst nicht auf Holz, sondern auf den Eisenguss, den sie in den 1980er-Jahren für sich entdeckte. Dieses Material und ihre Technik sind geprägt von den Zwischenstadien des künstlerischen Arbeitens, Nähte und raue Strukturen bleiben bewusst stehen und versinnbildlichen die Menschwerdung. Einen weiteren wichtigen Teil des Œuvres bilden die von höchster Güte ausgearbeiteten Medaillen, die in namhaften Münzkabinetten Eingang gefunden haben und international gewürdigt werden. Insgesamt sind in der Schau in Moritzburg mehr als fünfzig Skulpturen und Plastiken sowie siebzig Medaillen zu sehen.
Anna Franziska Schwarzbach
9.4. – 28.8.2022
Kunstmuseum Moritzburg
Friedemann-Bach-Platz 5
D-06108 Halle (Saale)
Tel.: +49-345-212590
Mo, Di + Do – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 13 €, erm. 9 €
www.kunstmuseum-moritzburg.de
Text: Karolina Wrobel
Bild: Kunstmuseum Moritzburg
Erstveröffentlichung in kunst:art 85