Schalen und andere Ansichten

30.4. – 22.8.2022 | Berlinische Galerie

Ob Muscheln oder Schnürsenkel – immer ist es ein bestimmter Kontext, der unsere Begegnung mit Materialien und unser Wissen darüber bestimmt. Welche Erkenntnisse ein neu kontextualisiertes Arrangement fördern kann, das erforscht die schwedische Künstlerin Nina Canell (* 1979) mit ihren skulpturalen Systemen. Ob Rohstoffe oder Gebrauchsgegenstände, auch physikalische Phänomene – das Material wird durch die Künstlerin zum Forschungsgegenstand, der verschiedenen Prozessen ausgesetzt wird: Das kann die Umgebungstemperatur sein, Licht und Spiegelungen oder Oberflächenspannung.

„Tectonic Tender“ lautet der Titel der Ausstellung in der Berlinischen Galerie, für die die Künstlerin eine begehbare und raumgreifende Installation entwickelt hat und die noch bis zum 22. August dieses Jahres zu sehen sein wird. In „Muscle Memory“ wird die Beschaffenheit von Muscheln multisensorisch erfahrbar gemacht. Deren organische, aus Kalk konstruierte Verformung rückt dabei eine ganz eigene Widerständigkeit ins Zentrum der Wahrnehmung der Besucher. Ein weiteres zentrales Werk ist die Zusammenarbeit mit Robin Watkins, mit dem die Künstlerin bereits zahlreiche Werke schuf. „Energy Budget“ (2017–2018) ist eine Videoarbeit, in der sie die Widersprüchlichkeit organischer und als zivilisatorisch überlegen geglaubter Wirklichkeiten aufzeigen, etwa wenn sie eine Schnecke zum Teil eines elektrischen Schaltsystems machen. Die beiden zentralen Werke Nina Canells werden zudem noch um weitere Werke aus den vergangenen Jahren ergänzt.

 

 

Nina Canell. Tectonic Tender
30.4. – 22.8.2022
Berlinische Galerie
Alte Jakobstr. 124–128
D-10969 Berlin
Tel.: +49-30-78902600
Mo + Mi – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 6 €
www.berlinischegalerie.de

Text: Karolina Wrobel
Bild: Berlinische Galerie
Erstveröffentlichung in kunst:art 85