Heute ist ihr Name wohl weitgehend unbekannt – das war aber einmal, in den frühen 1930ern, ganz anders: Hanna Nagel ist eine Vorreiterin dessen, was später als „feministische Kunst“ gelabelt wurde. Die Kunsthalle Mannheim würdigt nun in einer Ausstellung (mit 190 Bildern und Grafiken) diese bemerkenswerte Künstlerin. Und das nicht zum ersten Mal, denn tatsächlich hatte die 1907 in Heidelberg geborene Nagel bereits im Jahre 1931 eine Soloschau in ebendiesem Haus, zu einer Zeit also, als Kunst von Frauen in den Museen noch kaum gezeigt wurde und nun gar von einer erst 24-Jährigen! Und das war so gekommen: Die Studentin (in Berlin) schickte umstandslos Proben ihrer Arbeit an den damaligen Direktor Gustav Hartlaub und schlug vor, er solle sie doch in seinem Haus ausstellen! Der engagierte Förderer der Neuen Sachlichkeit sah hier eine neue, eigenständige künstlerische Kraft im Entstehen – und sagte zu!
Diese Chuzpe konnte Nagel auch in der Folge gut gebrauchen: In der immer tiefer in die Krise rutschenden Weimarer Republik machte sie sich mit pointierten Darstellungen zwischen Verismus und Phantastik zu Frauenunterdrückung, Patriarchat und Ausbeutung nicht nur Freunde. „Keine andere Künstlerin ihrer Zeit hat sich so sehr mit ihrer Rolle als Künstlerin, Ehefrau und Mutter auf so schonungslose Art auseinandergesetzt wie sie und zeigt die gesellschaftspolitische Dimension ihres Werkes“, betont Inge Herold, die Kuratorin der Mannheimer Ausstellung.
Hanna Nagel
8.4. – 3.7.2022
Kunsthalle Mannheim
Friedrichsplatz 4
D-68165 Mannheim
Tel.: +49-621-2936423
Di – So 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 20 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 10 €
www.kuma.art
Text: Dieter Begemann
Bild: Kunsthalle Mannheim
Erstveröffentlichung in kunst:art 85