Es sind grobe, fast schon brutale Striche, die Wilfried Moser auf die große Leinwand wirft. Auch das Thema wirkt auf uns Kühlfach-Schnitzel-Käufer zumindest etwas grob: „Bei den (Markt-)hallen“ (1962) zeigt aufgehängte Körper von geschlachteten Tieren. Mit exzessivem Farbauftrag und wilden Pinselstrichen scheint es fast so, als habe der Maler Wilfried Moser einem Schlachter gleich die Leinwand behandelt.
Die Maler Wilfried Moser (1914–1997) und Varlin (Willy Guggenheim, 1900–1977) kamen beide aus Zürich und suchten beide in Berlin und in Paris nach neuen Eindrücken, nach dem Abenteuer der großen anonymen Stadt. In ihren Bildern spürt man den Widerspruch der Großstadt, die duftenden bunten Farben und den stinkenden tristen Mief. Die Kultur und die Gosse, das Café und die Metzgerei. Beide Seiten waren in dieser Opulenz in Zürich nicht zu finden, dazu bedurfte es der Metropole.
Die Ausstellung in Schaffhausen zeigt rund hundert Werke der Künstler aus allen Schaffensperioden, darunter auch noch unbekannte Werke der letzten Schaffenszeit. Mit diesen teilweise recht großen Formaten zeigen sich einerseits Ähnlichkeiten und Unterschiede der Künstler zueinander, andererseits aber auch, was sie unter den Schweizer Künstlern so hervorhob. Möglicherweise Positionen, die sich auf diese Weise nur in der Fremde und dort auch nur in einer Metropole entwickeln ließen. Ob sie, wie der Pressetext vermuten lässt, Antworten auf die Fragen der Zeit fanden? Wer weiß? Aber sie haben wohl die richtigen Fragen gestellt.
Varlin/Moser: Exzessiv!
8.4. – 25.9.2022
Museum zu Allerheiligen
Klosterstr. 16
CH-8200 Schaffhausen
Tel.: +41-52-6330777
Di – So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 12 CHF, erm. 9 CHF
www.allerheiligen.ch
Text: Christian Corvin
Bild: Museum zu Allerheiligen
Erstveröffentlichung in kunst:art 85