Ungehört – doch neu gesehen!

21.5. – 28.8.2022 | Augusteum

In einem Zeitalter, in welchem die Wertschätzung von Differenz und Vielfalt noch nicht als Stärke begriffen wurde, emanzipierte sich der gehörlose Wolfgang Heimbach aus einem beinahe festgeschriebenen Schicksal. Malend überwand der Barockmaler das, was vielen Menschen mit Beeinträchtigungen in jener Zeit verwehrt blieb – die Ausgrenzung aus der höfischen Welt. Als gefragter Porträtkünstler bereiste er die bedeutendsten europäischen Höfe und zählte einflussreiche Auftraggeber wie Bremer Kaufleute, die Medici und Fürst Piccolomini zu seinen Kunden. Heimbachs Auge für das Spiel mit Licht und Schatten, seine filigrane Darstellung von Wirklichkeit auch in Miniatur brachten ihm Anerkennung trotz Beeinträchtigung. In einer Zeit, in der Behinderung noch als Strafe Gottes galt, porträtierte er Papst Innozenz X.

Sosehr Heimbach Zugang zur adligen Lebenswelt hatte, so kreist seine Genremalerei doch auch um Themen von Differenz und einem Anderssein. Fast schmerzt das Bild einer Magd, welche durch das Fenster sieht und doch abgeschnitten im Außen bleibt – nicht zugehörig. Mit “Wolfgang Heimbach – Ungehört“ zeigt das Landesmuseum Oldenburg erstmals eine groß angelegte Retrospektive mit rund fünfzig Gemälden seines Œuvres in einer Art Wiederentdeckung. Herrscherporträts zeugen von Heimbachs Reisewegen und besonders Alltagsszenen beeindrucken durch nur eine einzelne Lichtquelle. Vor dem Hintergrund der Gehörlosigkeit des Malers werden Führungen in Gebärdensprache sowie ein barrierefreier Multimediaguide die Ausstellung flankieren.

 

 

 

Wolfgang Heimbach
21.5. – 28.8.2022
Augusteum
Elisabethstr. 1
D-26135 Oldenburg
Tel.: (0441) 40570-400
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt 9 €, erm. 6 €
www.landesmuseum-ol.de

Text: Johanna Bayram
Bild: Austusteum
Erstveröffentlichung in kunst:art 85