Im Jahr 2021 folgte Marion Eichmann der Einladung des Kunstbeirates des Landes, die Architekturen und die Räume der parlamentarischen Gebäude anhand eines Kunstprojektes zu thematisieren. Die von Kristina Volke kuratierte Ausstellung zeigt nun 107 Arbeiten der 1974 in Essen geborenen Künstlerin.
Schon früh bereiste Eichmann mit ihrer Familie die Welt; mit Stift und Papier gewappnet erkundete, entdeckte und konservierte sie für sich die fremden Eindrücke. Wie eine Touristin auf Erkundungstour durchstreifte die Künstlerin nun die deutschen Parlamentsgebäude und schuf dabei ganz facettenreiche Arbeiten: Etwa den “Bundestagsadler”, der im Plenarsaal im Reichstagsgebäude thront und einst von Ludwig Gies entworfen wurde, adaptiert Eichmann in einer täuschend echt aussehenden silbernen Papiercollage. Ebenso verfährt sie mit einer Überwachungskamera, die sie originalgetreu, aber aus Papier und Pappe nachgebaut hat. Papier-Nachbildungen gehören zu ihrem Gesamtwerk und erheben durch die Verschiebung der Materialbeschaffenheit einen oft banalen Gegenstand zu etwas Besonderem.
Das Spiel mit den Materialien – sie verkleidete, verwandelte und bestickte in ihrer künstlerischen Vergangenheit – ist immer präsent in ihrem Œuvre. Ebenso ziehen sich ihre überaus detailgetreuen Zeichnungen durch ihr Schaffen. Sie skizziert ganze Gebäude wie den “Reichstag” in Grafit auf Papier (2021) oder in “Sightseeing (Touristenbus vor dem Reichstagsgebäude)”, einer 2022 entstandenen Papiercollage, welche neben Grafit die leuchtenden Grundfarben Rot, Blau, Schwarz und Gelb enthält, die sich plakativ auch in vielen ihrer anderen Arbeiten finden und dem ganzen Metier etwas locker Humorvolles verleihen.
Marion Eichmann. Sight.Seeing Bundestag
1.6. – 11.9.2022
Abgeordnetenlobby des Reichstagsgebäudes
Die Ausstellung kann an Wochenenden im Rahmen von Kunst- und Architekturführungen des Besucherdienstes besichtigt werden.
visite.bundestag.de
Text: Dr. Denise Susnja
Bild: Bundestag
Erstveröffentlichung in kunst:art 86
