Dysfunktionale Leichtigkeit

19.06.2022 - 30.10.2022 | Kunstraum Dornbirn

Zerrissen, geknickt, drastisch der einstigen Funktion enthoben – so sind T-Träger, Stahlstreben und Metallgerüste im Kunstraum Dornbirn nun in surrealer Leichtigkeit zu erleben. Die Kunst von Monika Sosnowska spielt mit ebendiesen Irritationsmomenten, wenn ihre überaus massiven Werke jeder Schwerkraft zu trotzen und jegliche typische Materialeigenschaften auszuhebeln scheinen. Hierfür ahmt die Künstlerin die klassischen Baumaterialien nicht nach, sondern macht sich die originalen Industrieprodukte gefügig – auch wenn es für das Werk „T“ (2017) bedeutet, einen 900 Kilogramm schweren T-Träger zu knicken wie ein Streichholz oder 1,3 Tonnen Materialgewicht mit einer singulären Aufhängung anzubringen, wie es bei „Facade“ (2013) der Fall ist. Auf diese Art halten die Arbeiten eine dysfunktionale Verbindung zu ihrer ursprünglichen Bestimmung, die eine besondere Poetik zu erzeugen vermag.

Dabei blickt Sosnowska auf unseren unmittelbaren gebauten Lebensraum und das gesellschaftliche Zusammenleben darin. Ihr Umgang mit Architekturbezügen greift über eine bautechnische Perspektive hinaus in emotionale, psychische und historische Ebenen; nicht zuletzt mit Referenzen an ihre im Zweiten Weltkrieg massiv zerstörte Heimatstadt Warschau. Passend daher, dass die vier Werke in Dialog treten mit der rauen, unbehandelten Architektur der ehemaligen Montagehalle des Kunstraums Dornbirn; eine spezifische Rahmung, in der die Kontextverschiebungen der Kunst Sosnowskas eine ideale Entsprechung finden.

Monika Sosnowska. Fatigue
bis zum 30.10.2022
Kunstraum Dornbirn
Jahngasse 9
A-6850 Dornbirn
Tel.: +43-5572-55044
Täglich 10 – 18 Uhr
Eintritt: 3,50 €, erm. frei
www.kunstraumdornbirn.at

Text: Ninja Elisa Felske
Bild: Kunstraum Dornbirn
Erstveröffentlichung in kunst:art 87