Ein Universalkünstler kehrt zurück: Das Lentos Kunstmuseum, das mit seinem liegenden, verspiegelten Quader in der Stadtsilhouette von Linz einen so markanten und entschieden modernen Akzent setzt, hat einen Schatz gehoben. Das Bayer-Archiv, das in mehreren großzügigen Schenkungen an das Haus gelangte, öffnet den Zugang zum Werk eines wahren Universalkünstlers, der 1900 in Oberösterreich geboren wurde und 1985 in der Wahlheimat Kalifornien starb. Herbert Bayer erhielt seine Ausbildung am Bauhaus in Dessau, dessen gestalterische Konzepte für ihn sein Leben lang verbindlich blieben: Klarheit, Reduktion und natürlich die enge Verschwisterung von angewandter und freier Gestaltung.
Diesem Motto getreu stand bei Bayers Arbeit die Malerei und Grafik neben der Fotografie, die Bildhauerei neben der Landschaftsgestaltung. Standen die fotografischen Arbeiten der frühen 1930er noch im Zeichen des Surrealismus, so erlangte der vielseitige Gestalter später die größte Sichtbarkeit sicherlich im Bereich des Werbedesigns und der Typografie. Nach der Emigration in die USA 1938 konnte er für und mit großen internationalen Unternehmen arbeiten. Höhepunkt war der umfassende Auftrag für das „Aspen Institute for Humanistic Studies“, einen Thinktank in Colorado. Zu Recht betont die Schau im Lentos die bedeutende Rolle, die Herberts Bayers (zweiter) Ehefrau Joella – Tochter der Literatin und Feministin Mina Loy – zufiel bei der Entfaltung einer derart multifokalen Tätigkeit.
Herbert & Joella Bayer. Gemeinsam für die Kunst
30.9.2022 – 8.1.2023
Lentos Kunstmuseum Linz
Ernst-Koref-Promenade 1
A-4020 Linz
Tel.: +43-732-70703600
Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 5 – 8 €
www.lentos.at
Text: Dieter Begemann
Bild: Lentos Kunstmuseum Linz
Erstveröffentlichung in kunst:art 87