Verstörende Farbenfreude

Oft wird die Kunst von Oskar Gutheil als farbenfroh beschrieben. Sicher einer der ersten Eindrücke, die sich angesichts der Malerei des Wahl-Berliners einstellen, doch ist es keine kindlich-fröhliche Freude an der Farbe. Es scheint immer auch etwas Aufbegehren gegen eine gewisse Bedrückung darin mitzuschwingen, die eher an die Farbfreude der Punk-Bewegung denken lässt als an lustig bunte Kinderzimmer. Die Sujets würde auch kaum jemand seinen Kindern zumuten. In Gutheils Bildwelten geht es abgründig zu, mal explizit, mal psychedelisch verzerrt begegnen dem Betrachter hier Bedrohungen und Unsicherheiten, die sich in Mensch-Tier-Hybriden ebenso äußern wie in Situationen, die einem reizlosen Alltag zu entstammen scheinen oder in sonderbar dissoziiert auftretenden Körperteilen. In anderen Bildern sind die keinesfalls rauschhaft, sondern sehr wirklich lesbar. Operationsnarben auf der Brust eines jungen Mannes und separat dargestellte weibliche Brüste lassen eher an chirurgische denn psychedelische Vorgänge denken.

In den Arbeiten von Oskar Gutheil, früher als Stephanie Gutheil angesprochene Transperson, lässt sich viel Persönliches lesen. Das wäre allein schon spannend und spannungsgeladen. Der weltweite Erfolg mit Ausstellungen allein in diesem Jahr auch in Berlin und New York erklärt sich aber nicht nur daraus. Die Kunstsammlung Jena nähert sich vielmehr aus dem Interesse an künstlerischen Mitteln und Strömungen dieser Malerei an, in der uns neben surrealen Wesen auch ganz prosaische Aluhüte begegnen.

Oska Gutheil 20 22
bis zum 6.11.2022
Kunstsammlung Jena
Markt 7
D-07743 Jena
Tel.: +49-3641-498261
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 5 €
www.kunstsammlung-jena.de

Text: Jan Bykowski
Bild: Kunstsammlung Jena
Erstveröffentlichung in kunst:art 87